: Alles im Eimerchen?
■ Das notwendige Wissen zur „Ampel“ / Ein lehrreicher Exkurs
Alles im Eimer? Das Wort Ampel stammt jedenfalls von dem Lateinischen ampulla = Eimerchen ab, und der hat im Gegensatz zur Amphora — von Griechisch amphoreus = von beiden Seiten tragbar — eigentlich nur einen Henkel und nicht drei. Und dann ist da Öl drin und ein Docht, und so wird dann später aus der Ampel in der Umgangssprache die Ewige Lampe.
In Bremen gibt es heute etwa 500 moderne Ampelanlagen an großen und kleinen Kreuzungen, jede kostet durchschnittlich etwa 300.000 Mark, und alle funktionieren. Fast alle Signalgeber — so heißen die Dinger amtlich — werden dabei wie im richtigen Leben zentral gesteuert. Sieben teure, dezentrale Rechner und einer, der wieder die sieben kontrolliert, besorgen das für uns. Rot-Gelb- Grün. Immer von oben nach unten und niemals quer schon wegen der vielen Farbenblinden in unserer Stadt. Hier ist das Rot auch größer als in anderen Städten, Gelb ist kleiner und Grün wird überall als Komplmentärfarbe gewählt.
Das mit der Komplementärfarbe soll Goethe beim Abstieg vom Brocken im Harz bei Sonnenuntergang rausbekommen haben, und das kann eigentlich jeder beobachten: Mit abnehmenden Tageslicht, also mit zunehmender Rotfärbung, wird der Schatten nicht schwarz, sondern grün, weil unser Auge und unser Gehirn so auf einen zu starken Rotreiz reagieren. Warum aber rot für Stop steht, darüber hat Goethe nichts gesagt.
Die Lichter der Ampeln sind immer rund. Das hängt auch mit der Physiologie des Sehens zusammen und damit, daß unser Gesichtsfeld begrenzt ist und die Wahrnehmung spontan nach Harmonie strebt. Das Licht dehnt sich von einer Quelle aus immer kugelförmig aus und erzeugt auf dem Hintergrund unserer Augen ein kreisförmiges Bild. Runde Sachen erleichtern deshalb die Konzentration auf ein Ziel. Und darum geht es ja auch bei der Ampel, oder?
Rüberkommen und nicht überfahren werden ist die Devise. Für das Fußvolk hampelt auf den Ampeln bei Rot und Grün immer so ein strammer Macker rum. Daß da überhaupt keine Frauen ihre Hacken schwingen und ihre Ellenbogen zeigen, ist offensichtlich selbst der Gleichstellungstelle bisher nicht aufgefallen. Auch die Fahrräder, die auf den Ampeln abgebildet sind, haben mit 21-Gänge-Fortschritt unserer teuren, schwarzen Teile aus den alternativen Werkstätten nicht mehr viel zu tun. In soweit sind Ampeln immer auch Zeitdokumente: Mama steht noch immer eher am Herd und nur Papa fährt mit seinem alten Herrenfahrrad zur Maloche.
Alte Hüte? In den neuen Bundesländern, wo man vor Rot oft einfach nach rechts abbiegt, haben die Kerle auf den Ampeln auch noch immer so altbackene Hüte auf, daß man sich nur fürchten kann. Aber noch fürchterlicher ist es, eine Ampel zu ignorieren und Rot zu überfahren. Das kostet nicht nur viel Geld und viele Punkte, sondern führt neuerdings auch zum Fahrverbot... urbi
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