piwik no script img

Tischlein streck dich

■ Ein Koprodukt für den Wettbewerb: 14 Bremer Künstlerinnen bitten zu Tisch

Träumen von Waschlappland; an der Häkelnadel hängen; auf dem Stubenbesen reiten. Und? Richtig: den Tisch decken. Unserer lieben Frauen Klischees. Wenn aber 14 Künstlerinnen einen Tisch decken, muß ein Gedanke dahinterstecken.

14 Bremerinnen, im Künstlerinnenverband GEDOK organisiert, haben den Tisch im Foyer der Angestelltenkammer gedeckt. Damit's keinen Streit gibt, unterteilte man die Tischplatte in 32 kleine Quadrate: 32 Gedecke für eine Bremer Dinner-Party. Der Anspruch, nach dem das Tischchen sich streckt, liegt, weil hierzulande die Goldesel ausgegangen sind, in einiger Ferne: Die „Internationale Gesellschaft für Bildende Künste“ in Bonn hat nämlich einen Wettbewerb ausgeschrieben, Thema „Erde — Zeichen — Erde“. Die Installation „TischGeräte“ ist der Beitrag der GEDOK.

Die Erde ist eklatant weiblich. Sowieso. Und die Zeichen? Erdenschwer liegen die Gedecke. Mahnzeichen. Und weil das allein niemand aushält, gibt's ironische Apercus. Oder halt: Aperitivs. Angela Kolter: Weizen in Blei verpackt. Christine Prinz: Kitsch-Madonna, mutmaßlich mit Wasser aus Lourdes gefüllt. 25 Kerzen. Aber elektrisch (Irmgard Dahms). Steinbrösel aus fernem Urlaubsland in Plastikflaschen stehen auf Edeltraud Raths Platz. Daneben Edith Pundt, zutiefst: „Erde Asche Staub“. Aber: mit Russisch Brot geschrieben. Das ist Tiefschurf mit Hochglanz, das können wir ab.

Das hält „ironische Distanz zur ökologischen Katastrophe, an die es erinnert,“ findet Umweltsenator Ralf Fücks, der die Ausstellung eröffnete. Er hält dies für „vermutlich die einzige Haltung, mit der die alltäglichen Horrorbotschaften ertragen und reflektiert werden können.“ Kunst macht Horror ertragen. Endlich eine Aufgabe. Fücks: „Ich wünsche dem Tisch einen dauerhaften Platz in einem öffentlichen Gebäude Bremens.“ Streck dich, Goldesel! Bus

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen