: We, the People: Amerika ist englisch
■ US-Repräsentantenhaus will Englisch zur einzigen Amstsprache machen
Washington (AFP/wps) – Das US-Repräsentantenhaus hat am Donnerstag beschlossen, daß Englisch die einzige offizielle Amtssprache der Vereinigten Staaten werden soll. Das von den Republikanern beherrschte Abgeordnetenhaus stimmte einem entsprechenden Gesetzentwurf mit 259 zu 169 Stimmen zu.
Unter anderem sieht die Neuregelung vor, daß Stimmzettel in englischer Sprache ausgedruckt werden sollen und daß gute Englischkenntnisse für eine Einbürgerung zur Voraussetzung erklärt werden. Amtliche Texte sollen nach dem Gesetzentwurf ausschließlich in Englisch verfaßt werden, sofern sie nicht die internationalen Beziehungen, das Gesundheitssystem und Sicherheitsfragen betreffen. Auch für bestimmte juristische Texte sind Ausnahmen vorgesehen. Staatliche Bedienstete müßten bei amtlichen Tätigkeiten englisch sprechen.
„Wir haben den ersten und wichtigsten Schritt getan, um die gemeinsame Sprache der Nation zu stärken und Amerikas Einheit zu erhalten“, sagte der republikanische Abgeordnete von Wisconsin, Toby Roth. „Ich schätze alle Leute, die legal hierkommen und nach ihrem Glück streben“, meinte sein Fraktionschef Newt Gingrich und fügte hinzu. „Ich will, daß sie Amerikaner werden, und ein Teil davon bedeutet die englische Sprache. Es ist eine historische Notwendigkeit, das Englische als gemeinsame Sprache im Herzen unserer Zivilisation festzuschreiben.“
Dagegen warnte der demokratische Abgeordnete Kika de la Garza davor, daß die USA sich mit der Neuregelung zum Gespött der Welt machen könnten. Die Union für Bürgerfreiheiten (ACLU) warnte vor der „Diskriminierung“ sprachlicher Minderheiten. Auch die nichtenglischsprachigen Bürger „zahlen Steuern und kämpfen in unseren Kriegen“, sagte ACLU- Sprecher Gregory Nojeim.
Der sogenannte „English Language Empowerment Act“ hätte eher symbolische Wirkung, da nur 265 von etwa 400.000 regierungsamtlichen Dokumenten nicht auf Englisch abgefaßt sind. In die republikanische Schußlinie geraten sind jüngst Hochzeitszeremonien und Steuerformulare auf spanisch. Das Gesetz könnte im Senat als auch durch ein Veto von Präsident Clinton noch zu Fall gebracht werden. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Bob Dole hat den Kampf für die englische Sprache dagegen bereits in seine Wahlplattform aufgenommen.
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