Nachgefragt
: „Weg von Altlasten“

■ NTP-Belegschaft will weiter verhandeln

Alle Bemühungen der Belegschaft, die Maschinenbau-Techno-Produkt, MTP, in Bremerhaven (ehemals Neptun-Techno-Produkt) zu retten, scheinen am Ende. Am Montag meldete die Geschäftsleitung Konkurs an. Die taz sprach mit Betriebsrats-Chef Heiko Reuter , zugleich einer von zwei Geschäftsführern der belegschaftseigenen Beteiligungsgesellschaft. Die verhandelte noch letzte Woche Seite an Seite mit einem Bremerhavener Investor, der Hanseatischen Industrie- und Beteiligungsgesellschaft (HIBEG) und dem bisherigen Gesellschafter Neptun-Industrie-Rostock (NIR) über den Kauf des Bremerhavener Betriebsteils.

Herr Reuter, die Belegschaft kämpft seit einem halben Jahr ums Überleben. Offenbar erfolglos. Was ist schiefgelaufen?

Schlecht vorbereitete Verkaufsverhandlungen haben sich Monate hingezogen, wobei es der Geschäftsleitung und dem Gesellschafter NIR noch nicht einmal gelang, eine Trennung zwischen den Bremerhavener und Rostocker Betriebsteilen hinzukriegen. Die Rostocker Leitung kam immer wieder mit neuen Problemen an und hat die Geduld der Investoren, die ja richtig mit Geld einsteigen wollten, dabei arg strapaziert. Da schnellte zum Beispiel der Kaufpreis von ursprünglich einer Mark auf ein bis zwei Millionen Mark hoch, weil der Gesellschafter wohl dachte, daß er Geld machen könnte.

Also hat aus Ihrer Sicht die Rostocker NIR Schuld an der Pleite?

Ich sage mal, man hat sich unprofessionell verhalten. Wir als Beschäftigungsgesellschaft haben allerdings nur die letzte Verkaufsverhandlung mitgemacht, als wohl klar war, daß die Verhandlungen scheitern würden. Aber klar liegt die Schuld auch bei den Interessenten, die nicht zugeschlagen haben – obwohl natürlich auch ein Einstiegsrisiko dabei war.

80 von 105 Belegschaftsmitglieder haben mit 50.000 Mark Einlage in eine eigene Beteiligungsgesellschaft ungewöhnliches Engagement gezeigt. Wie ist jetzt die Stimmung?

Gedrückt natürlich. Wir hatten große Hoffnung. Die Frage ist, wie jetzt KundInnen reagieren.

Seit gestern regiert bei Ihnen der Hamburger Rechtsanwalt Gerd Weiland als Sequestor. Er hat Stellenabbau angekündigt. Ist Ihr eigenes Rettungskonzept „2000 plus“ vom Tisch?

Wir haben mit dem Sequestor noch keine Gespräche geführt, meinen aber, daß trotz Konkursverfahren kein Stellenabbau nötig wäre.

Wer hält den Kontakt mit den KundInnen?

Wir haben die Geschäftsführung aufgefordert zu handeln. Aber das ist schon seit einem halben Jahr sehr vernachlässigt worden. Die Sachbearbeiter und der Betriebsrat werden da wohl selber rangehen.

Hat die HIBEG Ihnen weiteres Interesse signalisiert?

Wir hatten nach dem Konkurs noch keinen Kontak, haben aber die Aussage, daß auch nach Konkurs noch Interesse seitens der HIBEG besteht.

Sind schon Mitarbeiter abgesprungen?

Ja, sechs insgesamt. Aber in Bremerhaven gibt es ja eigentlich keine Chancen auf andere Arbeitsplätze. Als nächstes sorgen wir für das Konkursausfallgeld, noch sind die Juli-Löhne nicht gezahlt. Und dann hoffen wir, im Gespräch mit dem Konkursverwalter die Ablösung von NIR zu schaffen und den Investor wieder an unsere Seite zurückzuholen.

Ist der Konkurs etwa eine Chance?

Ja, vielleicht die, sich von Altlasten zu trennen. ede