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„Ich halte mich zurück, wenn die ,Bild‘-Zeitung anruft“

■ Doch warum ist Dionys Jobst jedes Jahr der Star im Sommerloch? Und warum läßt er sich ständig reinlegen?

Er ist der Verkehrsexperte seiner Partei. Doch statt über Bahn und Autobahn redet Dionys Jobst (CSU) lieber über Tempolimits für Rollerblader, Handy-Verbote im Auto und Mallorca als 17. Bundesland. Obwohl er damit regelmäßig fünf Millionen Leser erreicht, fühlt Jobst sich mißverstanden.

taz: Die „Bild“-Zeitung hat Ihnen vor drei Jahren die aufsehenerregende Forderung zugeschrieben, Mallorca eindeutschen zu wollen. Wie ist es dazu gekommen?

Dionys Jobst: Es war eine lustige Unterhaltung mit einem Bild- Journalisten über alles mögliche. Wir haben uns über Urlaub unterhalten, sind auf Mallorca gekommen und haben darüber geblödelt, daß so viele Deutsche dahin fahren. Im Spaß habe ich dann gesagt: Das ist ja schon fast ein deutsches Land. Am nächsten Tag habe ich mich gewundert, daß die Sache mit Mallorca als ernste Story hochgezogen worden ist. Dabei war es nur eine Lachnummer.

Wie waren die Reaktionen darauf?

Es war der Teufel los. Alle haben sich daraufgestürzt. Ich habe Anrufe aus New York, der Schweiz und England erhalten. Engländer haben empört gesagt: Es kommt gar nicht in Frage, daß Mallorca eine deutsche Insel wird. Das ist auch eine Insel für Engländer. Selbst der spanische König ist bemüht worden und sollte sich dazu äußern, ob er in den Verkauf einwilligt.

Hat Ihnen diese Geschichte geschadet?

Eigentlich nicht. Die meisten haben das als Gag verstanden und sofort wieder vergessen. Seit dieser Zeit halte ich mich schon zurück, wenn die Bild anruft.

Zu Beginn dieser Sommerpause gerieten Sie durch Ihre Forderung nach Verbot von Handys am Steuer in die Schlagzeilen. Dem ARD- Tagesthema war das eine große Story wert. Wie kam es dazu?

Mit dem Handy kann man geteilter Meinung sein. Eigentlich bin ich ja nicht dafür, daß man mit immer mehr Verboten gegängelt wird. Ich habe aber wiederholt beobachtet, daß es durch Telefonieren am Steuer zu Gefährdungen kommen kann. Inzwischen bereue ich den Wirbel. Ich bin danach gar nicht mehr vom Telefon weggekommen.

Um das Verbot für Rollerblades in Innenstädten hat es ja auch kürzlich Wirbel gegeben ...

Da hat mich die Bild wieder hereingelegt. Ich bin gefragt worden, ob das zugelassen werden kann, daß Rollerskater durch die Innenstädte rasen. Ich habe lediglich gesagt, es müßte möglich sein, den Städten zu überlassen, das Rasen in Fußgängerzonen bei großem Andrang zu verbieten. Und was macht Bild? Eine Geschichte mit der Überschrift: Nummernschilder für Rollerskater. Dabei habe ich nie etwas zu Nummernschildern gesagt.

Was halten Sie von solchen Sommerlochgeschichten?

Ich habe schon ein gewisses Verständnis für Journalisten, die was bringen müssen und Themen hochziehen. Und auch für die Politiker, die sich absichtlich dafür hergeben. Es mag schon ein Interesse daran bestehen, in der Bild-Zeitung erwähnt zu werden, mit ihren fünf bis sechs Millionen Lesern.

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