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Ist bald Schluß mit dem Künstlerturm?

■ Die ehrenamtlichen Initiatoren des „Museums der Verbotenen Kunst“ müssen jetzt zur Finanzierung von Ausstellungen die eigenen Taschen umkrempeln

Wer die Bezirksgrenze Treptow/Kreuzberg auf der Höhe der Puschkinallee passiert, stößt unversehens auf einen der letzten verbliebenen Wachtürme der ehemals geteilten Stadt. Grau und von Witterungen aller Art gezeichnet, fügt sich seine zweifelhafte architektonische Militär-Ästhetik ein in die gepflegte Unauffälligkeit der Grünanlage „Am Schlesischen Busch“. Was aber der Grenz-Monolith beherbergt, überrascht den uneingeweihten Passanten: Der Verein „Museum der Verbotenen Kunst“ hat den alten Wachturm bereits vor einigen Jahren in eine originelle Oase verwandelt. Wochenends öffnet sich die schwere Eisentür zum Turminneren und offenbart auf zwei schmalen Etagen in wechselnden Ausstellungen bildende Kunst, die sich in unterschiedlicher Weise die deutsche Teilung zum Thema gemacht hat.

Seit Beginn dieses Jahres steht das „Museum der Verbotenen Kunst“ allerdings vor größten finanziellen Schwierigkeiten. Die spärliche Projektförderung, welche die Senatsverwaltung für Kultur den Betreibern bis 1996 hatte zukommen lassen, ist weggefallen, ein Mietvertrag mit dem Bezirk Treptow verpflichtet den Verein zu dringend erforderlichen Instandsetzungsarbeiten, für die kein Geld vorhanden ist. „Im Augenblick läuft unser Museumsprojekt ausschließlich über unsere eigenen, stark begrenzten Mittel und über unsere ehrenamtliche Tätigkeit“, erzählt Vereinsvorstand Robert Prejawa.

Geboren wurde die Idee zur Kunstschau im Grenzturm kurz nach dem Mauerfall vom DDR- Liedermacher Kalle Winkler und dem „Wessi“ Prejawa. Von einer Grenztruppe ließ sich der rasch gegründete Verein 1990 den Wachturm an der Puschkinallee schenken – eine Schenkung, die allerdings ihre Gültigkeit im Laufe der folgenden Überprüfungen der Besitzverhältnisse nicht behielt. Der Eigentümer von Grund, Boden und Wachturm hieß nunmehr Treptow. Doch das Interesse von Bezirk und Senatsverwaltung, Grenzzeugnis samt „Inhalt“ zu erhalten, scheint gering – so stellt es sich zumindest dem Verein „Museum der Verbotenen Kunst“ dar. „Um zu verhindern, daß der Turm über kurz oder lang zusammenkracht“, müsse er dringend generalüberholt werden, meint Prejawa, der sich angesichts der laufenden Kosten außerstande sieht, für diese Reparaturen aufzukommen.

Aus der Sicht des Treptower Baustadtrats Dieter Schmitz (SPD) sind die finanziellen Probleme der Kunst- und Turmfreunde „selbstverschuldet“. Der Verein habe „in der Vergangenheit sehr viel Geld bekommen, aber offenbar nicht zweckmäßig eingesetzt“. Auch Marie-Luise Warga von der Senatsverwaltung für Kultur findet die Klagen des Turmprojekts „nicht ganz berechtigt“. „Seit einem Jahr“, sagt sie, „fordern wir eine Konzeption, um die Projektgelder vor der Finanzverwaltung zu rechtfertigen – aber vom Museum kommt einfach nichts.“ Allerdings, räumt sie ein, „hätten wir das Museum so oder so nicht fördern können, weil die uns zugeteilte Summe von 189.000 Mark ,für kleinere Projekte‘ komplett in die Gedenkstätte Hohenschönhausen gesteckt werden mußten“.

Prejawa betrachtet Wargas Forderungen nach einem Konzept als „ablenkendes Beschäftigungsmanöver“. Außerdem, fügt Vereinsmitglied Orlin hinzu, verkenne der Bezirk Treptow, daß sich hier ein bezirkliches Kleinod befinde: „Wo gibt's das schon – künstlerische Begegnungsstätte, Mahnmal und Naherholung in einem!“ Eva Behrendt

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