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Verdacht bestätigt

■ Bei Nachuntersuchung des in Friedrichshain suspendierten Chefpathologen wurden 18 Fehldiagnosen entdeckt. Senatorin Hübner hält Quote für zu hoch

Bei der Nachuntersuchung von 1.200 Gewebeproben, die der Chefpathologe des Friedrichshainer Krankenhauses seit März bearbeitet hatte, sind 18 Fehldiagnosen festgestellt worden. Dies teilte gestern Gesundheitssenatorin Beate Hübner (CDU) mit. Sie sprach von „interpretations- und diskussionswürdigen“ Diagosen, hielt die Zahl der strittigen Fälle mit 1,8 Prozent aber eindeutig für „zu hoch“.

Wie die taz berichtete, war die Überprüfung ins Rollen gekommen, nachdem der Oberarzt der Pathologie Friedrichshain intern auf zweifelhafte Diagnosen des Chefarztes hingewiesen hatte. Für drei Tumorpatienten hat die neue Bewertung Konsequenzen. Ein Mann, bei dem Chefpathologe Peter Krause fälschlicherweise Prostatakrebs feststellte, muß nun doch nicht operiert werden. Ein Patient, bei dem Krause eine gutartige Geschwulst an der Speicheldrüse diagnostiziert hatte, leidet an einem bösartigen Tumor und muß operiert werden. Im dritten Fall hatte Krause Schilddrüsenkrebs festgestellt, während die Nachuntersuchung ein „grenzwertig gutartiges Karzinom“ ergab. Beide Diagnosen hätten die durchgeführte Operation erforderlich gemacht. Ob auch die Nachfolgeoperation geboten war, darüber herrschte unter den vier externen Gutachtern keine Einigkeit. Senatorin Hübner verwies darauf, daß im zweiten Fall sogar das von Krause zu Rate gezogene Referenzlabor zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen war. Es ist üblich, bei nicht eindeutigen Befunden Kollegen heranzuziehen und Gewebeproben gegebenenfalls an ein Referenzlabor zu schicken, das auf das jeweilige Krankheitsbild spezialisiert ist. Krause könne vorgeworfen werden, „sich nicht genügend mit Kollegen ausgetauscht zu haben“, erklärte Hübner.

Die betroffenen Patienten sind zum Teil bereits informiert worden. Das Krankenhaus hat für Nachfragen ein Servicetelefon eingerichtet (Telefon: 42 21-12 02). Über die Zukunft des seit dem 26. Juli beurlaubten Chefarztes muß nun das Bezirksamt und die Krankenhauskonferenz befinden. Es sei abzuwarten, ob Krause noch an die Klinik zurückkehren wolle, erklärte Senatorin Hübner.

Die von den Bündnisgrünen und der Ärztekammer angemahnte Qualitätskontrolle der Chefärzte könne möglicherweise dadurch erreicht werden, daß die pathologischen Abteilungen städtischer Krankenhäuser zusammengelegt werden, sagte sie. Der bündnisgrüne Gesundheitsexperte Bernd Köppl bezeichnete dies als ungeeignet. Er forderte, auch am Krankenhaus Neukölln, wo Krause bis November 1995 tätig war, Nachuntersuchungen durchzuführen. Dorothee Winden

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