: US-Demokraten wollen Clinton-Familie stärken
■ Parteitag verabschiedet konservatives Wahlprogramm und betont Familienwerte
Chicago (taz/AP/AFP) – Wenn es um seine Wiederwahl geht, ist Bill Clinton auch ein konservativer Kurs recht. Auf ihrem Parteitag in Chicago verabschiedeten die US-Demokraten in der Nacht zu Mittwoch ohne Diskussion ein entsprechendes Wahlprogramm. Darin brechen sie mit vielen ihrer Traditionen und bekennen sich zum „Ende von big government“. Ähnlich wie die Republikaner plädieren die Demokraten für die Todesstrafe und einen ausgeglichenen Staatshaushalt. Im Gegensatz zum Konkurrenten befürworten sie jedoch das Recht auf Abtreibung, mehr Geld für staatliche Schulen, eine vereinfachte Einbürgerung legaler Immigranten und die Zusammenarbeit mit der UNO. Zugleich betont das Programm der Demokraten, Politik müsse den Lebensstandard der Familien verbessern. Für Geringverdiener werden Steuererleichterungen in Aussicht gestellt.
Gestern abend sollte Präsident Bill Clinton selber in Chicago eintreffen, um sich zusammen mit seinem Vize Al Gore offiziell zur Wiederwahl am 5.November aufstellen zu lassen. Bereits in Chicago eingetroffen ist Clintons Ehefrau, die in einer von den Delegierten bejubelten Rede die Bedeutung traditioneller Familienwerte unterstrich. „Das Aufwachsen eines glücklichen, gesunden und hoffnungsfrohen Kindes braucht Familie, Lehrer, Pfarrer, Unternehmer, Gemeinschaftsführer, Hüter der Gesundheit, es braucht uns alle“, erklärte sie ihre Vision einer familienzentrierten Gesellschaft. Ihr Mann, sagte Hillary Clinton, habe verschiedene familienfreundliche Pläne, zum Beispiel flexiblere Arbeitszeiten und einen verbesserten Mutterschutz. Außerdem forderte sie eine Wiederauflage von Teilen der Gesundheitsreform, die zu Beginn von Clintons Amtszeit gescheitert war.
Der schwarze Bürgerrechtler Jesse Jackson kritisierte Clinton wegen der jüngst in Kraft getretenen Sozialhilfereform. Jackson sagte, die soziale Ungleichheit in den USA sei so stark wie seit den 20er Jahren nicht mehr. Jackson wie auch der frühere Gouverneur von New York, Mario Cuomo, der sich der Kritik Jacksons anschloß, betonten jedoch ihre Unterstützung für Clinton. Reportage Seite 11
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