: Drob Inn vor dem Aus?
Machtkampf um Drob-Inn-Standort Automuseum: 2,1 Millionen für Umbau sind Träger zu wenig, Behörde droht mit Mittelstreichung ■ Von Silke Mertins
Der Machtkampf zwischen der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) und der Drogenhilfeeinrichtung Drob Inn in St. Georg steuert einem neuen Höhepunkt entgegen: Wenn das Drob Inn nicht bis zum 4. September zusagt, das Automuseum für 2,1 Millionen Mark umzubauen, droht der Einrichtung die Streichung öffentlicher Mittel.
Das geht aus einem Brief hervor, den der Drogenbeauftragte Horst Bossong an den Vorstand des Trägers geschrieben hat und der der taz vorliegt. „Ich will Ihnen nicht verhehlen, daß ich die aktuelle Situation, d.h. die Spannungen zwischen dem Drob Inn und der BAGS für außerordentlich ernst und vor allem vor dem Hintergrund der realen Probleme in St. Georg und am Hauptbahnhof für dringend und zügigst klärungsbedürftig halte“, heißt es dort. Komme es nicht zu einer Einigung, müßten die „Zuwendungen an Sie entsprechend reduziert werden“. Es könne nicht angehen, daß „die praktische Drogenarbeit unter langwierigen Querelen zwischen den Akteuren“ leide.
Das Drob Inn hält 2,1 Millionen Mark für den Umbau des Automuseums indes für nicht ausreichend. Mehr Geld stünde angesichts der angespannten Haushaltslage aber nicht zur Verfügung, hält Bossong dagegen. Außerdem sei gar nicht klar, ob der mühsam gefundene neue Standort für das Drob Inn länger als zehn Jahre gehalten werden kann: Er liegt auf der geplanten Transrapid-Strecke.
Die Drogenhelfer hatten sich monatelang grundsätzlich dagegen gesträubt, einen Fixerraum im Automuseum zu integrieren, ohne daß in St. Georg ein zweiter geschaffen wird. Denn der zu erwartende Ansturm von 500 bis 800 Süchtigen in einer einzigen Einrichtung sei nicht zu bewältigen. Bossong bezweifelt diese hohe Nutzerfrequenz.
Außerdem, so der Drogenbeautragte, stünden die jährlichen Zuwendungen – 2,2 Millionen Mark – in keinem Verhältnis zum „gegenwärtigen Angebotsspektrum des Drob Inns“. Seine Forderung: Längere Öffnungszeiten sowie Straßensozialarbeit bis zum Umzug ins Automuseum. Bei einem Stellenschlüssel von 9,25 MitarbeiterInnen, der 370 verfügbaren Arbeitsstunden pro Woche entspricht, sei nicht nachvollziehbar, warum das Drob Inn nur viereinhalb Stunden pro Werktag geöffnet sei.
Öffnungszeiten stehen auch bei anderen Drogen-Projekten in der behördlichen Kritik. Mit nur 20 Stunden pro Woche bei viereinhalb Mitarbeitern (180 Stunden Arbeitszeit) ist auch das Angebot des Druckraums „Fixstern“ am Schulterblatt nicht gerade üppig. Laut Haushaltsplan stehen dem Träger freiraum 1,9 Millionen Mark für drei Fixerstuben zur Verfügung (Harburg, Drogenbus und Schulterblatt). „Wir haben immer gesagt: Die Stellen reichen nicht“, will Rainer Schmidt vom Vorstand des freiraums von ineffektivem Arbeiten nichts wissen.
Während das Drob Inn zum neuen Machtkampf und dem Ultimatum der Behörde nicht Stellung nehmen wollte, ärgerte sich der Drogenbeauftragte, „daß dieser Konflikt an die Öffentlichkeit gezerrt wird“. Ihm sei an einer „kurzfristigen Einigung“ gelegen. Ans Nachgeben denkt er dabei aber nicht. Es dürfe „nicht länger geredet, sondern gehandelt“ werden. „Ich kann es angesichts der Haushaltslage und des Elends in St. Georg nicht verantworten“, daß „Einrichtungen, die soviele öffentliche Mittel bekommen“, sich weigern, „selbst konstruktive Vorschläge zu machen“.
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