: „Mykonos“: Iran droht
■ Unterschiedliche Bewertungen in Teheran. Entlastungsaussage verlesen
Teheran/Berlin (dpa/AFP) – Neue Beschuldigungen im Berliner „Mykonos“-Prozeß gegen die Führung Irans haben zu einem Streit in der iranischen Regierung geführt, wie darauf reagiert werden solle. Während der stellvertretende Außenminister Mahmud Vaezi gestern meinte, Äußerungen iranischer Oppositioneller dürften die bilateralen Beziehungen zu Bonn nicht belasten, warnte Informationsminister und Geheimdienstchef Ali Fallahian, die Wendung im „Mykonos“-Prozeß werde vom Iran nicht unbeantwortet gelassen. Beide bezogen sich auf die kürzlichen Zeugenaussagen des früheren iranischen Präsidenten Abol Hassan Bani Sadr. Der im Pariser Exil lebende Bani Sadr hatte gesagt, die Morde an den vier kurdischen Oppositionellen 1992 im Berliner Restaurant „Mykonos“ seien von Staatspräsident Ali Akbar Haschemi Rafsandschani und dem geistlichen Führer Ali Chamenei gebilligt worden.
Im Berliner Prozeß wurde gestern ein Vernehmungsprotokoll verlesen, in dem ein in Teheran vernommener Zeuge zugunsten des Hauptangeklagten Kasem Darabi aussagte. Laut Protokoll sagte der Iraner Bahram Brendjian bei seiner Vernehmung in Teheran Mitte August, er habe den Schlüssel für eine Wohnung, in der sich das Mordkommando vor dem Attentat getroffen haben soll, vor der Tat an den angeklagten Libanesen Jussef Amin übergeben, der ihn erst um den 20. September herum wieder zurückgegeben habe. Im Oktober 1992 hatte Brendjian in Berlin dagegen ausgesagt, Darabi habe den Wohnungsschlüssel zur Tatzeit besessen.
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