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TED für Deutschland

■ Die Deutschen können zwar nicht singen, zahlen aber gut. Deswegen dürfen sie beim nächsten Grand Prix dabei sein

Aufatmen bei deutschen Schlagerfans: Im kommenden Jahr wird ihr Land garantiert beim Grand Prix d'Eurovision de la Chanson in Dublin (3. Mai) teilnehmen. Eine Vorvorauswahl wie in diesem Jahr, bei der die deutsche Technoschlagernummer „Blauer Planet“ von Leon durch die 28 anderen europäischen Juries einer Teilnahme für den diesjährigen Wettbewerb in Oslo nicht für würdig befunden wurde, entfällt.

Möglich gemacht hat dies ein empörter norwegischer Sponsorenpool, der mit einem Rückzug drohte, als bekannt wurde, daß Deutschland und damit der größte TV-Markt des Kontinents nicht mitsingen würde. Am Ende zahlten sie zwar trotzdem, doch nun mahnten auch die irischen Gastgeber des nächsten Jahres an, daß keinesfalls große Länder wie Frankreich, Großbritannien oder eben Deutschland fehlen dürfen: Denn nur so sei die Sendung überhaupt finanzierbar. Seit Juni wird nun innerhalb der Eurovision nach einer Lösung gesucht, die dem finanzstärksten Partner auf jeden Fall eine Grand-Prix-Teilnahme ermöglicht. Immerhin hatte die Bundesrepublik 1982 Europa mit dem Siegerlied „Ein bißchen Frieden“ beschenkt.

Der NDR schließlich, seit Ende vergangenen Jahres für den Schlagerpreis zuständig, sattelte bei dieser Pro-Germany-Stimmung noch einen drauf und erklärte der Genfer Eurovisionszentrale knapp, daß eine deutsche Beteiligung künftig nur unter zwei Bedingungen denkbar sei: Erstens müsse die Teilnahme ohne Vorvorentscheidung gesichert sein und zweitens sollten die Juries in den Wettbewerbsländern zugunsten einer TED-Wertung abgeschafft werden. „Dann wird wirklich der Titel gewählt, der den Zuschauern am besten gefällt“, glaubt Jürgen Meyer-Beer, NDR-Hauptabteilungsleiter für Unterhaltung. Die Wertung nach den Liedern solle demnach nicht abgeschafft werden, nur mehr den aktuellen Trends in der Popmusik nahekommen: Der TED würde dann Land für Land ausgezählt, und in Ländern wie Bosnien-Herzegowina sorgt die Telekom für technische Entwicklungshilfe. Motto: Ein TED für Sarajevo.

Das Hauptproblem aber ist, daß nur 25 Länder teilnehmen können – mehr paßt in die dreistündige Sendung nicht rein. Weil jedoch 33 Länder während der vergangenen fünf Jahre beim Grand Prix d'Eurovision mitgemacht haben, müßten acht darauf verzichten, „ein Stück ihrer eigenen Kultur im größten europäischen TV-Fenster zu präsentieren.“ (Meyer-Beer). Schon hat der europäische Grand-Prix- Fanklub OGAE in Basel statistisch ermittelt, daß Rumänien, Estland, Lettland, Rußland, Bulgarien, Mazedonien, die Slowakei und die Türkei aus dem Tableau fallen. Kein bißchen Frieden für den Osten also – was gemein ist, denn gerade die früheren Ostblockstaaten hatten die Pläne, den Grand Prix d'Eurovision abzuschaffen, vereitelt. „Wir hatten immer gehofft, daß, wenn der Eiserne Vorhang fällt, wir endlich auch bei dem Musikwettstreit mitmachen können“, erklärte die slowakische Delegationsleiterin dieses Jahr in Oslo. Am kommenden Montag wird endgültig bekanntgegeben, wer künftig zur Grand-Prix-Ländergemeinde zählen wird. Nicoles Deutschland wird wohl dabei sein. Jan Feddersen

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