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Karriereknick eines Polizisten

■ Wirtschafts-Kriminalist wurde nach interner Kritik zwangsversetzt

Er wurde die Karriereleiter runtergeschubst: „Damit wird die fachliche Kritik auf eine persönliche Ebene verlagert“, monierte der Polizeibeamte Thomas Wüppesahl, der gestern den ersten Arbeitstag in seiner neuen Dienststelle an der Stresemannstraße hatte. Eigentlich ist er ausgebildeter Wirtschaftskriminalist, mit dieser Qualifikation bislang auch im Bereich Börsenspekulation  / Warentermin-betrug eingesetzt. Ab sofort soll er betrügerische Autodiebstähle aufklären – zwangsversetzt.

Ein Skandal, mit dem ein anderer Skandal verdeckt werden soll, wetterte Wüppesahls Anwalt Peter Wulf gegen die Hamburger Polizeiführung. Wüppesahl hatte Anfang Juni ein Schreiben an den Leiter des Landeskriminalamtes, Wolfgang Sielaff, geschickt, in dem er dienstintern auf Mißstände innerhalb seiner Dienststelle hingewiesen hatte. Einer Flut hochkarätiger, ausgebildeter Verbrecher stehe eine unterbesetzte und schlecht ausgerüstete Polizei machtlos entgegen, heißt es etwa. Für Warenterminbetrüger gäbe es keinen Grund aufzuhören. Auch habe er in dem Papier darauf hingewiesen, daß aus dem Dienstbereich „Informationen über Ermittlungsverfahren an Unbefugte weitergegeben wurden“, sagte Wüppesahl, der „bedauerte, den Skandal öffentlich nicht weiter konkretisieren“ zu dürfen.

Doch auch dienstintern durfte er das offenbar nicht. Das Papier fand seinen Weg zum Hamburger Abendblatt, woraufhin das LKA die Vorwürfe zunächst mit der mangelnden Kompetenz Wüppesahls zu einer solchen Beurteilung abtat. Zwei Mitarbeiter hätten daraufhin die Zusammenarbeit mit ihm untragbar gefunden, so Wüppesahl, und um ihre Versetzung gebeten. Doch nicht sie, sondern der Kritiker mußte wenige Tage später in seiner Versetzungsverfügung lesen, daß „die Funktionsfähigkeit der Dienststelle aufgrund der konfliktbeladenen Situation beeinträchtigt wäre“. Er hat Widerspruch eingelegt. Elke Spanner

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