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Die größte Weiber-Wirtschaft

Gründerinnenzentrum wurde gestern eingeweiht, 40 Prozent der Flächen stehen leer. Wegen Finanznot dürfen nun auch Männer mitmischen  ■ Aus Berlin Kathi Seefeld

Vier Jahre nach der Unterzeichnung des Kaufvertrages über eine alte Ostberliner Kosmetikfabrik eröffnete gestern die Betreiberin Weiber Wirtschaft e.G. den gesamten Komplex des „größten Gründerinnenzentrums Europas“. Ob Computerschule, Schuh- und Wäscheladen, Reisebüro, Ökoberatung oder Rechtsanwältinnenbüro – mehr als 40 Betriebe und Projekte haben Einzug gehalten. Auch das Wohn- und Geschäftsgebäude ist fertig geworden, eine Kindertagesstätte wird im nächsten Monat ihre Pforten öffnen.

Als kleines „Wirtschaftswunder“ bezeichnete Berlins Arbeitssenatorin Christine Bergmann die Schaffung dieses „attraktiven, ökologisch beispielgebenden und architektonisch gelungenen“ Frauengewerbehofes. Die Weiber Wirtschaft leiste mit der Umsetzung der Idee von einer Frauengenossenschaft „einen wichtigen Beitrag zum Abbau von Arbeitslosigkeit“. Trotz Feierlaune und Stolz der Frauen, die angetreten waren mit dem Ziel, einmal etwa 200 Arbeitsplätze zu schaffen, läßt ein Vermietungsstand von derzeit nur 60 Prozent ahnen, was es mit der Durststrecke auf sich hat, die Aufsichtsratsvorsitzende Isabel Rothe für die nächsten zwei Jahre in Aussicht stellte. Immerhin wurden 34 Millionen Mark für die Sanierung ausgegeben. Die Kapitaldecke bei Weiber Wirtschaft ist dünn, noch immer übersteigen die Mieteinnahmen nicht die Bankfinanzierung. „Jetzt, wo alles fertig ist, haben wir kräftig zu zahlen“, weiß die Aufsichtsratschefin. Doch die Frauen sind zuversichtlich. Nach zehn Jahren, von den ersten „naiven Gründungsträumereien“ über zähe Treuhandverhandlungen bis hin zu einem mehr als 6.000 Quadratmeter großen, sanierten und entwickelten Gebäudekomplex, lassen sich Weiber nicht so einfach erschüttern. Bei Mietpreisen von durchschnittlich 15 Mark würden Mieterinnen für die noch offenen Flächen sicher nicht lange auf sich warten lassen.

„Vollvermietung ist oberstes Ziel der Weiber Wirtschaft, um wirtschaftlich langfristig tragfähig zu werden.“ Dafür, so Isabel Rothe, könne „nach Einzelfallprüfung“ auch schon mal an einen Betrieb vermietet werden, dessen Chef keine Frau ist, in dem aber Arbeitsplätze vor allem für Frauen geschaffen werden.

Zu den 1.020 Genossinnen des Zentrums sollen Männer jedoch auch künftig nicht stoßen dürfen. Das sei bei der Gründung so festgelegt worden, dabei wolle man es auch belassen, betonte Vorstandsfrau Claudia Gather. „Über unsere Anlagemöglichkeiten informieren wir finanzkräftige Herren natürlich gern.“

Weiber Wirtschaft, Anklamer Str. 38, 10115 Berlin

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