Iran meldet Angriff

■ Irak soll kurdisches Flüchtlingslager jenseits der Grenze bombardiert haben

Teheran/Ankara (AFP) – Die Lage in der Krisenregion am Golf hat gestern durch einen von Teheran gemeldeten Angriff Iraks und seiner kurdischen Verbündeten auf ein Kurdenlager im Nordwesten Irans möglicherweise eine neue Wendung genommen. Nach Angaben der amtlichen iranischen Nachrichtenagentur Irna wurden bei dem Beschuß des Flüchtlingscamps Seiran-Band in der Nähe der Stadt Baneh vier Kurden getötet und zehn weitere verletzt. Eine Bestätigung von anderer Seite gab es dafür zunächst nicht.

Im Flüchtlingslager Seiran- Band sind derzeit rund 35.000 kurdische Flüchtlinge untergebracht, die vor den Kämpfen in Nordirak geflohen waren. Der von Teheran unterstützte Kurdenführer Dschalal Talabani erklärte, seine Kämpfer seien für den in Nordirak „drohenden Bürgerkrieg“ gerüstet.

Die USA hatten zuvor eine diplomatische Initiative zur Wiederannäherung der beiden verfeindeten Kurdenführer im Nordirak gestartet. Der von Bagdad unterstützte irakische Kurdenführer Massud Barsani traf gestern zu gesprächen mit dem US-Gesandten Pelletreau und der türkischen Außenministerin Tansu Çiller in der Türkei ein.

Mit ihrem diplomatischen Vorstoß wollte die US-Regierung nach eigenen Angaben erreichen, daß Barsanis Kurdische Demokratische Partei (KDP) mit Bagdad und Talabanis Patriotische Union Kurdistans (PUK) mit Teheran bricht. Pelletreau, Abteilungsleiter im US-Außenministerium, werde gegenüber Barsani Washingtons Mißbilligung wegen dessen Allianz mit Bagdad zum Ausdruck bringen und versuchen, KDP und PUK dazu zu bringen, ihre Verhandlungen wieder aufzunehmen.

Die irakische Regierung warnte Barsani vor den „üblen Machenschaften“ der US-Regierung. Barsanis Partei begrüßte dagegen das geplante Gespräch mit Pelletreau, das zur Klärung der Lage im irakischen Kurdistan beitragen werde.