Trinkhanf statt Rauchbier

■ Die Hersteller des weltweit einzigen Hanflikörs beschwören dessen aphrodisische Wirkung. Der THC-Gehalt des "trinkbaren Joints" bleibt im legalen Rahmen

Trinken in einer neuen Dimension? „Seitdem sich die unglaubliche Wirkung des ,Spirit of Hanf‘ herumgesprochen hat, steht unser Telefon nicht mehr still“, verkündet Martin Veigel vom HanfWerk Osnabrück. Das HanfWerk bietet laut Eigenwerbung „Alles aus und über Hanf“ an und ist in Deutschland der Alleinimporteur des ersten Hanfliköres der Welt, der seit Ende Mai auch auf dem bundesdeutschen Markt zu haben ist.

„Meine Kundschaft befindet sich in einem wahren Liebesrausch“, behauptet ein Gastronom, der den aphrodisischen Hanflikör in seiner Kneipe getestet hatte. Einige Kneipiers halten „Spirit of Hanf“ angesichts der regen Nachfrage der euphorisierten Hanf-TrinkerInnen schon jetzt für das neue Kultgetränk. „Die Wirkung des Hanflikörs verwundert wahrscheinlich niemanden, der schon einmal Erfahrungen mit Haschisch gemacht hat“, so meint HanfWerker Armin Hohlt. „THC ist eine Ingredienz des ,Spirit of Hanf‘.“

Ein Hanfladenbesitzer in Bielefeld mußte deshalb schon einmal eine Hausdurchsuchung – mit Beschlagnahmung des Likörs – über sich ergehen lassen. Er hatte in der Tagespresse mit „Hanflikör mit THC-Zusatz“ geworben. Der THC-Gehalt in „Spirit of Hanf“ überschreitet jedoch nicht die gesetzlich zugelassenen Grenzwerte. So bekam der Bielefelder Hanfladenbesitzer seinen Likör nach Prüfung wieder zurück.

Bereits im vergangenen Jahrhundert – als man Cannabis noch nicht das verwirrende Attribut „Rauschdroge“ verpaßt hatte – kam ein österreichischer Kräutersammler auf die Idee, die positiven Eigenschaften des Hanfs mit einem trinkbaren Elixier konsumierbar zu machen. Er destillierte Hanfschnaps. Die katalysierenden Eigenschaften des Alkohols hatten sich vorzüglich mit den „geistigen Qualitäten“ des Hanfs verbunden. Ein Nachkomme des Kräutergurus aus der Familie Kreutner besann sich anläßlich der aufkommenden „Resozialisierung“ der Cannabispflanze auf die alte Tradition und sorgte mit „Spirit of Hanf“ für eine Neuauflage des belebenden Getränkes. Andreas Kreutner, der seit Jahren einen Ökoversandhandel und den „Club of Hanf“ – ein Pendant zum deutschen „HanfWerk“ – betreibt, zielte vor allen Dingen auf die aphrodisische Wirkung des Cannabis-Wirkstoffes THC ab, als er den „trinkbaren Joint“ konzipierte.

In einer Tiroler Kräuterdestillerie fand Kreutner einen Partner zur Herstellung des Likörs. Der österreichische Traditionsbetrieb arbeite noch heute nach uralten Rezepturen. Für „Spirit of Hanf“ werden Hanfsamen aus kontrolliert naturnahem österreichischem Anbau verwendet. Sie werden mindestens sechs Wochen in 95prozentigen Alkohol eingelegt, bis die Substanzen die grüne Farbe gebildet haben, die dem Likör ohne jeglichen Zusatz von Farbstoffen den typisch giftigen Touch verleihen. Damit der Geschmack stimmt, wird eine geheimgehaltene Kräutermischung dazugemixt. So entsteht ein 20prozentiger Tropfen, der laut Befund der „Bundesanstalt für Lebensmitteluntersuchung“ in Innsbruck folgende Eigenschaften hat: Geruch leicht aromatisch nach Apfel, an Leinöl erinnernd / Geschmack alkoholisch, süß, aromatisch nach Hanf, leicht scharf, etwas bitter ... Die Untersuchung ist Voraussetzung für die Zulassung des Getränks auf dem EU-Markt. Darin wird dem THC- Gehalt eine Konzentration attestiert, die den gesetzlichen Bestimmungen entspricht.

„Spirit of Hanf“ wird am besten pur eiskalt getrunken oder als Mixgetränk mit Orangensaft, Sekt beziehungsweise Bitter Lemon.

„Als Nonplusultra bewerten vor allem auch weibliche Konsumenten den Kräuterlikör. Süß und wohlschmeckend, aktiviert der Trunk eher die sinnlichen Seiten der Liebe: Es wurden jedenfalls noch keine Männer beobachtet, die ungehemmt Condomautomaten aus der Wand gerissen hätten“, erzählt HanfWerker Martin Veigel. „Also machen sie den Test: Die Wirkung wird auch vor ihrem Bett nicht haltmachen!“ Zu außergewöhnlichen Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie auch hier mal wieder Ihren Arzt oder Apotheker. Volker Wartmann