Neues Kleid für die Wilmersdorfer Straße

■ Mit dem Geld des Modehauses Leffers will der Bezirk Charlottenburg die schmuddelige Wilmersdorfer Straße renovieren. Fußgängerzone soll breiter werden

Die besten Tage hat die Wilmersdorfer Einkaufsmeile hinter sich. Die wenigen kleinen Läden müssen schließen, die Fluktuation ist enorm. Die Geschäftsleute jammern über Mindereinnahmen, den Dreck sowie den verbauten öffentlichen Raum. Und die Kunden bleiben aus. Den größten Ärger der Geschäftswelt allerdings bereiten die Tauben und deren Kot an den beiden U-Bahn-Eingängen an der Kantstraße und auf den Vordächern der Geschäfte. Der Vormarsch der Tauben habe selbst vor den Verkaufsräumen nicht haltgemacht, beklagt sich eine Verkäuferin. Als sich ein Vogel einmal zwischen den Schutzgittern der Eingangstür verhedderte, konnte der Laden erst Stunden später öffnen.

Versuche, die Wilmersdorfer Straße baulich aufzuwerten, gab es in der Vergangenheit nicht nur reichlich. Die Pläne sind aber allesamt gescheitert, weil entweder kein stimmiges Konzept in den Schreibtischschubladen oder kein Geld in der Charlottenburger Bezirkskasse vorhanden war.

An öffentlichem Geld fehlt es heute nicht minder. Doch es gibt jetzt ein Konzept, die Wilmersdorfer Straße zu renovieren. Mit einer Public-private-partnership wollen der Bezirk und das Modehaus Leffers die Straße gemeinsam „aufwerten“. Nach einem Beschluß der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) schafft der Bezirk dafür die rechtlichen Rahmenbedingungen, und Leffers finanziert mit privatem Geld die Umbaumaßnahmen.

Seit Monaten, sagt Charlottenburgs Baustadträtin Beate Profé, sei die Wilmersdorfer Straße Thema in der BVV. „Die Fußgängerzone präsentiert sich heute unattraktiv, eng und zum Teil etwas schmuddelig.“ Als das Modehaus Leffers sich anbot, mögliche Veränderungen zu finanzieren, habe der Bezirk das natürlich begrüßt, so Profé.

Mit „mehreren hunderttausend Mark“ des Modehauses sollen die U-Bahn-Dächer aus Plastik südlich und nördlich der Kantstraße abgetragen werden und durch neue Konstruktionen ersetzt werden. Außerdem sei geplant, den hinderlichen Brunnen und die Vitrinen zu beseitigen. Als weitere Baumaßnahme ist geplant, die Container in der Mitte der Fußgängerzone zu entfernen. Die neuen U-Bahn-Überdachungen werden in Absprache mit der BVG aufgebaut, weil die Entwässerung der Eingänge zu den Bahnhöfen gesichert werden muß.

Die „Sondernutzung“ für diese Buden läuft Ende des Jahres aus. „Es geht darum, die Straße wieder breiter und weiter und übersichtlicher zu machen“, betont Profé. Mit den Arbeiten soll im kommenden Jahr begonnen werden. Geklärt werden muß noch die Zukunft der Containerpächter und die Frage, wer für die Bodenplatten an den frei werdenden Flächen aufkommt.

„Only for Honnor“ ist das finanzielle Engagement der Firma Leffers nicht. Das Modehaus mit rund 200 Mitarbeitern erhofft sich nicht nur eine Verbesserung des Images, sondern setzt bei der Aktion auf den direkten Werbeeffekt, als Retter der Wilmersdorfer Straße für Qualität zu stehen. Außerdem soll eine Verbesserung des Kaufumfeldes die mangelhafte Käuferfrequenz erhöhen. Denn für das Modehaus bedeutet die Stadtverschönerung, an dem für das Unternehmen schwierigen Standort wieder Oberwasser zu erlangen. Rolf Lautenschläger