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Ab heute bezahlen Studis Rentenbeiträge

■ Arbeitgeber und Studis müssen 9,8 Prozent vom Lohn an den Staat bezahlen

Berlin (taz) – StudentInnen, haltet eure Jobs fest! Jeder Hochschüler, der ab heute einen neuen Arbeitsvertrag unterschreibt, ist in Zukunft rentenversicherungspflichtig. Wer also im Westen mehr als 590 Mark, im Osten mehr als 500 Mark monatlich verdient oder über 15 Stunden pro Woche arbeitet, muß jetzt auch als StudentIn 9,8 Prozent seines Lohns an Vater Staat abgeben.

Auch für Arbeitgeber verliert die Arbeitskraft StudentIn gewaltig an Attraktivität: Durch das Sparpaket der Regierung müssen die Unternehmer zusätzlich zum ausgezahlten Lohn ebenfalls 9,8 Prozent in die Rentenkasse zahlen.

Ein Hochschüler, der bisher zur Finanzierung seines Studiums um die 1.000 Mark im Monat verdient hat, wird in Zukunft mehr arbeiten oder mit 100 Mark weniger auskommen müssen. Dazu kommt, daß viele Arbeitgeber die Mehrkosten auf die tariflich ungeschützten StudentInnen abwälzen werden und in Zukunft niedrigere Löhne zahlen. Sechzig Prozent der Studenten finanzieren ihr Studium durch Jobs während des Semesters. Für Dieter Schäferwarthold, den stellvertretenden Geschäftsführer des Deutschen Studentenwerks, sind die Folgen klar: „Die Studienzeiten werden sich weiter verlängern.“

Die Regierung macht es sich einfach: Sie begründet die Sparmaßnahme lapidar mit einer anderen Sparmaßnahme. In Zukunft sollen nur noch drei statt sieben Jahre der Studienzeit auf die Rente angerechnet werden. Jetzt, erklärten Regierungspolitiker, hätten die Studenten schon während der Studienzeit die Möglichkeit, für ihre Rente Punkte zu sammeln.

Die Berliner Arbeitsvermittlung für Studenten Tusma spürte schon in den letzten Tagen einen deutlichen Rückgang an Stellenangeboten. Tusma-Vorstand Guy Patrice Boun: „Wenn unsere Befürchtungen wahr werden, können wir dichtmachen.“ clh

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