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Chirac ist umnachtet

■ Frankreichs Präsident behauptet: Italien hält die Lira absichtlich schwach

Rom (taz) – Vor dem gestern begonnenen Gipfeltreffen zwischen der italienischen und der französischen Regierung herrschte eine „vorkriegerische Spannung“, wie il manifesto es ausdrückt. Auslöser waren zu Wochenanfang einige böse Ausfälle des französischen Staatspräsidenten Chirac gegen die monetäre Politik Italiens. Düpiert fühlt sich das Kabinett Prodi vor allem deshalb, weil es gerade einen höchst einschneidenden Sparhaushalt verabschiedet hat. Das Hin und Her zwischen den beiden Regierungen hatte zeitweise groteske Formen angenommen – Dementis neuer Stellungnahmen der jeweils anderen Seite erreichten die Presse zeitweilig früher als diese Stellungnahmen selbst. Chirac zieh die Italiener, sie würden absichtlich ihre Lira schwach halten, um so Exportvorteile für Industriegüter und Handwerksartikel zu erreichen – ein höchst unausgegorener Tadel. Denn der Lira-Kurs steigt seit Monaten unaufhörlich. Während vor einem Jahr noch 1.250 Lire für eine Mark gezahlt wurden, ist die Tausenderschwelle inzwischen unterschritten und ist auf dem Weg in Richtung 950 Lire für eine Mark – ein Umtauschkurs, den viele Experten für angemessen halten. Chirac suchte den Eindruck mangelnder Vorbereitung denn auch dadurch zu mildern, daß er von einem „Mißverständnis“ sprach, er habe sich „nur auf die Vergangenheit bezogen“. Doch wenig später verbreitete ein Sprecher des Elysee erneut ein Chirac-Statement, wonach die „Italiener mit Sicherheit nicht den Zugang zur ersten Euro- Gruppe schaffen werden“. Werner Raith.Kommentar Seite 10

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