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Mercedes-Belegschaft feiert Erfolg

■ Große Belegschaftsversammlung bei Mercedes / Jetzt droht Streit im Bankgewerbe

Ein Aufatmen ging gestern durch das Bremer Mercedes-Werk, berichtete Betriebsrat Udo Richter von der Belegschaftsversammlung. Zwischen 9 und 14 Uhr hatten sich rund 5.000 Kollegen versammelt, 30 meldeten sich zu Wort. Unter den Gästen war der Arbeitsrechtler Prof. Däubler und die IG Metall-Sekretärin Inge Ließ-Bohlmann.

„Eierkram“ sei von dem Bremer Werkschef Rudolf Starke den Kollegen mitgeteilt worden. Er habe einerseits berichtet, daß die Ankündigung der reduzierten Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zurückgenommen worden sei. Das Gesetz, das den Arbeitgebern diese Möglichkeit einräume, bestehe aber immer noch, betonte Starke. Mehrfach sei er von Pfiffen unterbrochen worden. Auf die Nachfrage, ob der gültige Metall-Tarifvertrag den Kollegen nun die volle Lohnfortzahlung garantiere oder nicht, blieb Starke die Antwort schuldig.

Die Belegschaft verabschiedete dabei einen offenen Brief an die Konzernspitze, in dem die Rücknahme der Kürzungspläne begrüßt wurde. Die Mitarbeiter in Bremen kritisierten dabei gleichzeitig den Konzern-Vorstand, der durch sein bisheriges Verhalten das Vertrauen zerstört habe. „Die hohe Motivation der Belegschaft ist ziemlich angeknackst“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Udo Richter. Die Beschäftigten würden die weitere Entwicklung mit Mißtrauen beobachten. „Unter 100 Prozent Lohnfortzahlung läuft nichts“, sagte Richter weiter. An diesem Donnerstag gehen die Spitzenverhandlungen zwischen IG Metall und Metall-Arbeitgebern weiter.

Bis dahin heißt es auch bei den Lloyd Dynamowerken abwarten. Dort werden zur Zeit noch 100 Prozent gezahlt. Allerdings bezeichnete Betriebsratsvorsitzender Günter Grotheer die Gespräche zwischen Belegschaft und Führungsriege als „unbefriedigend“. Er kündigte scharfe Proteste bei Lohnkürzung im Krankheitsfall an. Ähnlich unklar ist die Situation auch bei STN-Atlas. Sprecherin Renate Hahne: „Es gibt konstruktive Gespräche mit dem Betriebsrat. Noch ist aber nichts entschieden.“

Der Kampf um das Krankengeld zieht sich nun in die nächste Branche hinein - ins Bankgewerbe. So teilte die Deutsche Bank AG am Montag abend ihren MitarbeiterInnen per Rundschreiben mit, daß ab sofort im Krankheitsfall nur noch 80 Prozent des Salärs gezahlt würden. Das bestätigte Deutsche-Bank-Sprecher Rahnsdorf gestern.

Angesichts dessen droht nun die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) mit Streiks, sollte es zu Entgeldkürzungen kommen. „Ankündigungen von Deutscher, Dresdener und Commerzbank sowie erste Verlautbarungen der Banken-Arbeitgeberverbände gefährden den sozialen Frieden in der Branche“, erklärte der Bremer DAG-Bezirksleiter Hartmut Frensel. Es werde an Kranken zugunsten von Aktionären gespart.

Frensel rechnet damit, daß es im Bankenbereich auch in Bremen relativ schnell zu heftigen Auseinandersetzungen kommen kann. Nach DAG-Ansicht gibt es nach dem Bankentarifvertrag in den ersten sechs Wochen der Entgeldfortzahlung keine Friedenspflicht. Damit könne nach einer Urabstimmung regulär gestreikt werden. Jeti

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