Kahrs-Pläne „mit Verlaub - Kappes“

■ Grohn als Hochschul-Standort: Hochschul-Rektor im Streit mit Bildungssenatorin

Es gibt Krach zwischen Hochschul-Rektor Ronald Mönch und Bildungs- und Wissenschaftssenatorin Bringfriede Kahrs. Anlaß: Die Pläne der Senatorin für einen neuen Hochschul-Campus auf dem Gelände der Grohner Roland-Kaserne. Nachdem Wirtschaftssenator Hartmut Perschau sehr zur Freude Mönchs vorgeschlagen hatte, daß die komplette Hochschule von der Neustadt nach Bremen-Nord umziehen soll, war Kahrs mit einem eigenen Vorschlag vor-geprescht. Danach sollen alle Hochschul-Labors und die natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge in der Neustadt bleiben, dafür nur die SozialpädagogInnen und WirtschaftswissenschaftlerInnen umziehen, und zwar gemeinsam mit dem Ökonomie-Fachbereich der Uni. Mönchs Fazit über die Pläne seiner Senatorin: „Das ist mit Verlaub gesagt Kappes“.

Kahrs hatte Anfang September auf den Perschau-Vorschlag gekontert. Wenn man die Chance eines neuen Hochschul-Standortes nutzen wolle, so die Senatorin, dann müsse man auch etwas Innovatives wagen. Mit den Schwerpunkten Wirtschaftswissenschaften und Gesundheitsdienstleistungen könne in Bremen-Nord ein Kristallisationskern für die Ansiedelung von Dienstleistungsbetrieben geschaffen werden – die Junior-Ausgabe des Uni-Technologieparks. 4.500 StudentInnen der Hochschule und 1.500 der Uni sollten den neuen Campus beleben.

Nur: Bislang hat das Wissenschaftsressort mit der betroffenen Hochschule kein Wort über die Pläne geredet. Schon Anfang September sollte es zu einer gemeinsamen Arbeitsgruppe zwischen Wissenschafts- und Wirtschaftsressort und VertreterInnen von Uni und Hochschule kommen, die die verschiedenen Varianten prüfen sollten. Doch bislang ist sie noch nicht zusammengekommen, „wegen Terminschwierigkeiten beim Wirtschaftssenator“, so Rainer Köttgen, im Kahrs-Ressort für die Wissenschaftspolitik zuständig.

Doch der Ablauf der Beratungen ist nicht allein der Grund für die ablehnende Haltung der Hochschule zu den Kahrs-Plänen. „Der Vorschlag ist überhaupt nicht durchdacht“, meint Mönch. Wenn vom neuen Campus ein Impuls für Bremen-Nord ausgehen solle, dann gehe das nur gemeinsam mit den Ingenieurwissenschaften. „Es ist fatal, zu glauben, man müsse nur 7.000 Geisteswissenschaftler ansiedeln, und dann passiert da schon was. Ohne Elektrotechnik, ohne Informatik, ohne die Ingenieure insgesamt wird sich da kaum eine Firma ansiedeln.“

Kahrs hatte argumentiert, daß mit einer Ausgliederung der Geisteswissenschaften nach Grohn am Neustädter Standort Platz für Technologiefirmen geschaffen werde. Auch das sieht der Rektor ganz anders. „Solche Firmen brauchen ihre eigenen Gebäude. Das können Sie an der Uni beobachten.“

Ohnehin sei eine Zerschlagung der Hochschule „für uns überhaupt nicht akzeptabel“, so Mönch. Die Hochschule betreibe mit viel Energie internationalen Austausch – „von wo aus soll der dann künftig organisiert werden? Und wo sollen sich die Studenten immatrikulieren, wo soll die Zentralverwaltung hin? Wir laufen nicht sehenden Auges in eine weitere Zersplitterung.“ Demgegenüber sei der neue Campus in Grohn geradezu zugeschnitten für ein neues Profil der Hochschule. „Ein Technologiepark und einen kompletten Weiterbildungsbereich – das sind Aufgabenfelder, die wir in der Neustadt nicht beackern können. Das wäre wirklich neu. Das wäre mehr als ein Umzug, das wäre eine Umgründung.“

Spätestens in vier Wochen soll der Senat mit den verschiedenen Plänen befaßt werden. Der muß dann entscheiden, welche Varianten von einem Gutachter geprüft werden, „möglicherweise wird es dann ja auch einen dritten Plan geben“, sagt Kahrs-Sprecherin Erika Huxhold. Bis dahin heißt es abwarten und Siegesgewißheit verströmen. Mönch: „Wir werden das ganz gelassen beobachten. Ich gehe aber schon davon aus, daß sich Perschaus Vorschlag durchsetzt.“ Und Rainer Köttgen: „Wir werden da ganz offen rangehen.“ J.G.