: Iranischer Topinformant
■ Zeuge im „Mykonos“-Prozeß soll Geheimdienst mitbegründet haben
Berlin (AP) – Der geheimnisvolle Zeuge, der vergangene Woche hinter verschlossenen Türen im Berliner Mykonos-Prozeß ausgesagt hat, soll ein Mitbegründer des iranischen Geheimdienstes sein und den deutschen Behörden Topinformationen geliefert haben. Das berichtet heute der Spiegel. Der Überläufer, öffentlich nur als „Quelle C“ bekannt, habe gegenüber der Bundesanwaltschaft detaillierte Angaben über die Verstrickung der Teheraner Staatsführung in den Berliner Anschlag von 1992 und andere internationale Terrorakte gemacht. Am Donnerstag und Freitag hatte er in Berlin unter Ausschluß der Öffentlichkeit ausgesagt, weil das Gericht um sein Leben fürchtet. In dem Verfahren sind ein Iraner und vier Libanesen wegen des Mords an vier kurdisch-iranischen Oppositionspolitikern im Berliner Lokal Mykonos im September 1992 angeklagt. Laut Spiegel bestätigte „Quelle C“ bei vorangegangenen Vernehmungen der Bundesanwaltschaft vieles, was der ehemalige Staatspräsident Abolhassan Bani-Sadr vor Gericht gesagt hatte. So gebe es im Iran ein Komitee für Sonderangelegenheiten, das Tötungsbefehle gegen Oppositionelle erteile. Das Urteil selbst fälle der religiöse Führer Ali Chamenei. Auch das Berliner Attentat sei von Chamenei angeordnet worden. Mit der Ausführung sei Geheimdienstchef Ali Fallahian betraut gewesen. Der Leiter des Berliner Mordkommandos habe für den gelungenen Anschlag als Anerkennung eine Limousine von der Teheraner Führung bekommen.
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