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Der Kampf geht weiter

■ Der russische Präsident feuert Alexander Lebed

Am Bett des kranken „Monarchen“ war der Kampf um die Macht voll entbrannt. General Alexander Lebed bereitete sich ganz offen darauf vor, der neue Herrscher Rußlands zu werden. Und dann beschuldigte ihn Innenminister Anatoli Kulikow, einen Umsturz vorzubereiten. Der Beweis: Ein Dienstschreiben an Kulikow über eine Reorganisation der Sicherheitskräfte. Doch um eine neue Struktur der Sicherheitsdienste geht es im Grunde genommen gar nicht mehr.

Alle verstehen nur zu gut, daß hinter Kulikow Premierminister Wiktor Tschernomyrdin steht. Dem Regierungschef war es unangenehm, offen einen Kampf mit Lebed auszutragen, zumindest solange Jelzin seinem Sicherheitsberater noch nicht das Vertrauen entzogen hatte. Das ist seit gestern anders: Jelzin entließ Lebed spektakulär als Sicherheitsberater. Doch eines weiß Tschernomyrdin noch immer genau: Im Falle vom Jelzins Abgang wird er sich nur unter großen Schwierigkeiten halten können.

Jelzins Besonderheit als Führer der russischen Nomenklatura bestand bislang darin, daß er über den Fraktionen und verschiedenen Gruppen stand. Er vermittelte zwischen den Politikern und hielt das Gleichgewicht aufrecht. Jetzt ist er immer weniger arbeitsfähig, und jede Gruppe versucht, ihre Interessen durchzusetzen. Tschernomyrdin kann nur schwerlich Anspruch auf die führende Rolle im Staate beanspruchen.

Außer Vertretern der Energiewirtschaft steht niemand hinter ihm. Schlimmer noch: Auch mit seiner eigenen Partei „Unser Haus Rußland“ hat er sich überworfen. In scharfer Form kritisierte die Fraktion den Haushalt für das kommende Jahr und sorgte für dessen Scheitern. Dafür tauchten unerwartet Verbündete auf: die Fraktion der Kommunisten in der Duma. Die haben jegliche Hoffnung verloren, an die Macht zu kommen, glauben aber, Nutzen daraus zu ziehen, wenn sie die „richtigen Leute“ unterstützen. So einer ist jetzt Tschernomyrdin.

Die Kommunisten haben sich entschieden: für Tschernomyrdin und gegen Lebed. Nichts anderes hat Jelzin gestern auch getan. Nichtsdestotrotz ist der Machtkampf im Kreml damit noch nicht beendet. Und Lebed ist noch nicht aus dem Spiel. Boris Kargalitzky

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