: SchülerInnen sagen dem Senat den Kampf an
■ Kids haben von Sparmaßnahmen die Nase voll. Morgen wird wieder demonstriert
Die Worte auf dem Flugblatt sind deutlich: „Es ist an der Zeit, dem Berliner Senat zu zeigen, daß wir seine Sparlügenpolitik durchschaut haben. Seit Jahren streichen uns die SenatorInnen von SPD und CDU unsere Bildung zusammen und glauben, wir merken das nicht. Aber sie haben sich geirrt. Wir werden uns nicht fügen!“
Zur größten Demo in der Hauptstadt gegen Einsparungen im Bildungsbereich werden morgen mindestens 8.000 Teilnehmer am Rathaus Schöneberg erwartet. Bis jetzt haben Schülerinnen und Schüler von 50 Schulen (Schöneberg, Kreuzberg, Steglitz, Mitte, Prenzlauer Berg) ihr Kommen zugesagt. Daß es weit mehr werden, hofft Jakob Müller vom Unabhängigen Schülerzusammenschluß. Denn: „Die Sparmaßnahmen betreffen ja alle Berliner Schulen.“
Die vom Senat beschlossenen Kürzungen im Bildungsbereich haben zu teilweise katastrophalen Verhältnissen an den Schulen geführt. Zwei Beispiele: An der Schöneberger Sophie-Scholl-Gesamtschule kostet das Mensaessen mittlerweile 4 Mark statt bisher 2,60 Mark. „Die Zuschüsse sind rapide gekürzt worden“, sagt Jakob Müller. Die Folge: Viele SchülerInnen könnten sich eine warme Mahlzeit nicht mehr leisten. An der Charlottenburger Sophie- Charlotte-Oberschule wurden mitten im Schuljahr drei Lehrer abgezogen. „Das war zwei Wochen vor Abgabe der Abi-Themen“, sagt Andreas Hechler.
Seit September laufen die Vorbereitungen für die morgige Schülerdemo auf Hochtouren. Einmal in der Woche haben sich die 40 Vertreter des Unabhängigen Schülerzusammenschlusses getroffen, um dem „unfähigen Berliner Senat den Kampf anzusagen“. Es wurden Forderungen formuliert (Rücknahme der Sparbeschlüsse; Einstellung von ausreichend LehrerInnen), Protestschreiben verschickt und Flugblätter verteilt. Jakob Müller: „Wenn jetzt nichts passiert, wird es eine Schule, in der alle die gleichen Bildungschancen haben, nicht mehr geben.“
Drei Protestzüge werden morgen von Kreuzberg, Schöneberg und Steglitz aus zum Rathaus Schöneberg ziehen. Treffpunkt ist dort um 11.30 Uhr. Das Vorbereitungskomitee trifft sich heute noch einmal um 16 Uhr in der Friedenauer Paul-Natorp-Schule in der Goßlerstraße. Vertreter von Schulen, die sich noch kurzfristig an der Demo beteiligen wollen, sind herzlich willkommen. Jens Rübsam
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