: Literaten für Schönau
■ Nach acht Wochen erste Million für die Schwarzwälder Stromrebellen
Die Rebellen von Schönau haben die erste Million für den Kauf des örtlichen Stromnetzes zusammen. Acht Wochen nach dem Start der bundesweiten Kampagne „Ich bin ein Störfall“ wurde die erste von benötigten vier Millionen Mark gesammelt. Allein 200.000 Mark spendete die schwäbische Schokoladenfabrik Ritter („quadratisch, praktisch, gut“). Mit dem Netzkauf wollen die Strompioniere aus dem Schwarzwald aus der Atomenergie aussteigen. Frei nach dem Motto: Wer das Netz hat, hat die Macht und kann über den Strompreis bestimmen, ob sich Sparen und der Umstieg auf umweltfreundliche Energien lohnt.
Der bisherige Netzbetreiber, die Kraftwerksübertragung Rheinfelden (KWR), fordert 8,7 Millionen Mark, doppelt soviel, wie das Netz nach Ansicht der AKW-Gegner wert ist. Die gängige Praxis, klagen die Schönauer, um einen Kauf zu verhindern. Um dem ein Ende zu bereiten, wollen die Schönauer zunächst zahlen und dann in einem Musterprozeß ein Grundsatzurteil für alle Gemeinden herbeiführen. Am kommenden Montag ist ein erster Verhandlungstermin anberaumt.
Wie das Spendenaufkommen, so wächst auch die prominente Unterstützung. Der Schriftsteller und jahrelange Mitstreiter Carl Améry ist „verliebt in die gute Stimmung im Dorf“ und hat bei seinen Kollegen die Werbetrommel gerührt. Jurek Becker und Christa Wolf konnte der umtriebige Bayer bereits für die energiegeladene Autonomiebewegung zwischen Hotzenwald und Feldberg als Spender und Unterstützer gewinnen.
Heute spricht Carl Améry auf den Schönauer Stromtagen (8. bis 10. November) zum Thema „Zeit zum Handeln – Störfall Schönau“. Andere Referenten sind der Fernsehjournalist und Buchautor Franz Alt sowie Fachjuristen aus ganz Deutschland. Der Vorsitzende von Energie Kommunal e.V., Gert Apfelstedt, hat sich die Energienovelle von Wirtschaftsminister Günter Rexrodt vorgenommen. Am Samstag wird der Jurist seine Kritik und Ergänzungen dazu erläutern. Susanne Stiefel
Informationen zum aktuellen Stand der Spenden und der Verhandlungen sind im Infobüro in Schönau zu erhalten. Das Büro ist von 8 bis 17 Uhr besetzt und über (07673) 93 15 78 zu erreichen. Internet: http://www.oneworldweb . de/schoenau/
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