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Warum starb Senad B.?

■ Suizid eines bosnischen Flüchtlings aus Angst vor Abschiebung?

Am 4. November wurde Senad Becirovic tot in Berlin aufgefunden. „Die ärztlichen Untersuchungen haben klar ergeben, daß es Selbstmord war“, bestätigte gestern Joachim Rüffer vom Flüchtlingsrat. Über die Hintergründe der Tat könne er allerdings nur Vermutungen anstellen. Senad B. wurde bereits im April die schriftliche Abschiebung aus Deutschland angedroht, er erhielt damals aber eine letztmalige Duldung für sechs Monate.

„Bei einer Vorsprache im Landeseinwohneramt am 14. Oktober wurde seine Duldung nicht mehr verlängert, der Paß wurde eingezogen“, sagte Elisabeth Reese von „Asyl in der Kirche“. Der zeitliche Zusammenhang zwischen Behördengespräch und Selbstmord sowie Äußerungen Senad B.s gegenüber Verwandten legen den Verdacht nahe, daß sich der Bosnier aus Angst vor der drohenden Abschiebung das Leben genommen hat. Flüchtlingsberaterin Reese: „Verzweiflung, Panik und Selbstmorddrohungen der Flüchtlinge haben in den letzten Wochen stark zugenommen.“

Verunsicherung, Einschüchterung und psychischer Druck des Senats gegenüber bosnischen Flüchtlingen könnten auch andere Flüchtlinge in eine ähnlich ausweglose Lage treiben, wie sie Senad Becirovic erlebt habe, fügte die Anwältin hinzu. Unter dem Motto „Schikanen gegen Flüchtlinge sind eine Schande für Berlin“ wird der Flüchtlingsrat am 29. November vor dem Dienstgebäude der Sozialsenatorin eine Mahnwache abhalten. jr

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