Gewünschter Protest für Jung-Lehrerin

■ Kahrs will Sonderregelung im Solidarpakt für Staatsdiener

Die Pennäler gingen Bringfriede Kahrs hart an. „Frau Fransen braucht doch Arbeit, damit sie was zu Essen kaufen kann“, bedrängte der neuenjährige Curd die Bildungssenatorin. Mitschülerin Thea ergänzte: „Die Lehrer an unserer Schule sind alle alt. Die werden im Winter immer krank“. Frau Fransen ist nicht alt, sondern Referendarin an der Freiligrath-Schule, wo sie bis Ende Januar als einzige Lehrkraft Musik unterrichtet. Um zu erreichen, daß die Jung-Lehrerin übernommen wird, statteten 50 Kinder und Eltern der Bildungsbehörde einen Protestbesuch ab.

Der Senatorin kam das nicht ungelegen: Schließlich will auch sie erreichen, daß eine Referendarin wie Andrea Fransen eine Chance auf Einstellung hätte. Voraussetzung: Die Kollegen verzichteten zu ihren Gunsten auf einige ihrer Unterrichtsstunden und das entsprechende Gehalt. Aus vielen Kollegien verlautete Bereitschaft, mitzuziehen. Es müßte allerdings „physisch erfahrbar“ sein, wer von dem Verzicht profitiere, so die SPD-Politikerin. Für Elternvertreter wie Axel Tegtmeyer ist der Kahrs-Plan eine „Mogel-Packung“. Die fehlenden Unterrichtsstunden würden durch den kollegialen Solidarpakt nicht ersetzt.

In der Senatskommission für das Personalwesen (SKP) sehe man ihre Pläne im Prinzip positiv, sagte Kahrs. Allerdings müsse erst der „große Solidarparkt“ für den Bremer öffentlichen Dienst ausgehandelt werden. Dazu habe Bürgermeister Henning Scherf (SPD) jetzt nach Absprache mit seinem CDU-Senatskollegen Ulrich Nölle Sondierungsgespräche mit den Gewerkschaften geführt, sagte Senatssprecher Klaus Sondergeld. Als Kompromißvorschlag soll die bundesweit ab Januar vereinbarte Gehaltserhöhung von 1,3 Prozent um ein Dreivierteljahr verschoben werden. Mit den gesparten neun Millionen Mark sollen 100 Ausbildungsplätze geschaffen, mehr Teilzeitjobs angeboten und auf weiteren Stellenabbau verzichtet werden.

Wenn jemand auf Teilzeit wechselt, soll das eingesparte Geld zur Hälfte dem Haushalt zufließen, mit dem Rest sollen neue Stellen geschaffen werden. Gewerkschaftsgremien und Senat müssen dem Kompromiß zustimmen, ehe die bremische Öffnungsklausel für den öffentlichen Dienst auf Bundesebene verhandelt werden kann. jof