: RAF-Aussteigerprogramm soll demontiert werden
■ Die Entlastung Christoph Seidlers läßt Bonn unangenehme Wahrheiten befürchten
Berlin (taz) – Nach der Aufhebung des Haftbefehls gegen den zu Unrecht der RAF-Mitgliedschaft und des Mordes an Bankchef Alfred Herrhausen verdächtigten Christoph Seidler steht in Bonn das RAF-Aussteigerprogramm des Verfassungsschutzes zur Disposition. Das vor zehn Jahren gestartete Programm soll mutmaßlichen oder ausgestiegenen Mitgliedern der Roten Armee Fraktion die Rückkehr in die Legalität erleichtern.
Am morgigen Dienstag soll im Bundesinnenministerium über den Abbruch der Aktivitäten des Beamten mit dem Decknamen „Hans Benz“ entschieden werden – in Anwesenheit des Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Peter Frisch. Im Kölner Amt herrschte zum Wochenende zähneknirschende Empörung über den von Bonn avisierten Abbruch des Programms. Seidlers Haftbefehl war aufgehoben worden, nachdem „Benz“ dessen Alibi im Mordfall Herrhausen erfolgreich überprüft hatte.
Am Samstag reagierte „Benz“ nach Anfrage der taz empört auf einen Bild-Bericht, in dem seine Rolle falsch widergegeben sei. Der verdächtigte Seidler habe mit seiner Unterstützung seine Unschuld beweisen können. „Diese Wahrheit scheint nicht angenehm zu sein“, erklärte „Benz“.
Auch in Bonn nicht. Offenbar fürchtet die Bundesregierung weitere unangenehme Wahrheiten. Nach Informationen der taz sind auf den RAF-Fahndungsplakaten neben Seidler mindestens zwei Personen abgelichtet, die der Gruppe ebenfalls nie angehört haben. Ihre Rückkehr würde die totale Ahnungslosigkeit der Sicherheitsbehörden über die Zusammensetzung der RAF belegen. Bericht Seite 4
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