piwik no script img

Alternativer Nobelpreis an Preisträger überreicht

■ Russische Soldatenmütter, griechischer Homöopath, indisches Entwicklungsforum und US-Ökonom in Stockholm für ihr Engagement geehrt

Stockholm (taz/AP) – Feierliche Ehrung in Stockholm: Gestern erhielten die diesjährigen Träger des Alternativen Nobelpreises in der schwedischen Hauptstadt ihre Auszeichnungen. Geehrt wurden das „Komitee der Soldatenmütter Rußlands“, der griechische Homöopath George Vithoulkas, das indische Forum wissenschaftlicher Autoren und der Wirtschaftswissenschaftler Herman Daly. Die Ehrung fand traditionell in Stockholm statt – einen Tag bevor dort heute die „echten“ Nobelpreise vergeben werden.

Das Preisgeld beträgt insgesamt 250.000 US-Dollar. Der US-Ökonom Daly hat als Inhaber des Ehrenpreises daran keinen Anteil. Er erhielt die Auszeichnung, weil er in seine Theorien ökologische Aspekte einbezieht.

Die Soldatenmütter wurden für ihren Einsatz für Frieden in Tschetschenien ausgezeichnet und für ihre Anstrengungen, die Lage junger Soldaten in der Armee zu verbessern. Hunderte Frauen aus dem Komitee waren nach Tschetschenien gereist, um ihre Söhne aus dem Krieg herauszuholen. Die Initiative richtete ferner ein Rehabilitationszentrum für aus Gesundheitsgründen ausscheidende Wehrpflichtige ein. Die Mütter kämpfen zudem für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung.

Das 1961 gegründete Forum von indischen Wissenschaftsautoren verbreitet neueste Erkenntnisse im indischen Unionsstaat Kerala und setzt sich für die Entwicklung der dortigen Malayalee-Sprache ein. Die 60.000 Mitglieder – davon sind 10.000 Lehrer – haben in ihrem Staat ein Gesundheitssystem aufgebaut, das die Kindersterblichkeit deutlich senkte. Die Stiftung des Alternativen Nobelpreises würdigte außerdem das Bemühen um eine nachhaltige Entwicklung, die bei allem Fortschritt die Ressourcen schützt.

Der Grieche Vithoulkas ist Gründer der Internationalen Akademie für klassische Homöopathie. In der Würdigung heißt es, er habe mit unermüdlichem Einsatz dafür gesorgt, daß Homöopathie heute neben der Schulmedizin bestehen könne. Vithoulkas hat seit Mitte der siebziger Jahre breite internationale Konferenz- und Seminaraktivitäten entfaltet. Seine Publikationen wurden in zwanzig Sprachen übersetzt. Derzeit arbeitet er an einem 16bändigen Lexikon der Homöopathie, von dem bereits sechs Bände in deutscher Sprache vorliegen.

Der Alternative Nobelpreis ist eine Auszeichnung der Stiftung für verantwortungsbewußte Lebensführung, die 1980 von dem deutsch-schwedischen Journalisten Jakob von Uexküll ins Leben gerufen wurde. Uexküll hatte diese zunächst über den Verkauf seiner Briefmarkensammlung finanziert. Heute sorgen Spenden aus aller Welt für den Erhalt der in Stockholm ansässigen Stiftung und des Preises.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen