: Lächeln, grübeln
Dieses Buch ist in seinen zahlreichen vorangegangenen Auflagen bereits ein solcher Dauerhit, daß man Gefahr läuft, sich ein wenig lächerlich zu machen, wenn man es empfiehlt. Ernst H. Gombrichs „Die Geschichte der Kunst“ ist nun aber vom S. Fischer Verlag in einer wunderschönen neuen Ausgabe herausgebracht worden. Die Abbildungen sind von einer bestechenden Qualität, das Schriftbild ist sehr angenehm, und das Format ist eben so gehalten, daß man dieses Buch im Sessel oder auf der Couch lesen kann.
Die Geschichte der Kunst von der Höhlenmalerei bis zur Architektur der Postmoderne zu erzählen, die nun in der neuen Ausgabe den vorläufigen Abschluß bildet – das liest man heute unweigerlich als eine Frechheit gegen den Zeitgeist, der mit den „großen Erzählungen“ doch abgeschlossen zu haben glaubt. Gombrich ist zudem ein fesselnder Erzähler, weil er bei aller Einfachheit des Stils dem Leser doch das Gefühl vermittelt, daß er eine hohe Meinung von seiner Auffassungsgabe habe: diese Kunstgeschichte ist eine Problemgeschichte, und darin – bei aller Skepsis gegen die weiteren Entwicklungsmöglichkeiten der modernen Kunst – eine moderne Geschichte. Dankbar nimmt man zur Kenntnis, daß es diesem Gelehrten nicht darum geht, sein esoterisches Wissen auszustellen. Gombrich hat das nicht nötig, er spricht auch über Werke, die durch Bekanntheit unsichtbar geworden sind. Er läßt uns wissen, welches künstlerische Problem in der Mona Lisa gelöst ist, und dieses Wissen ist ein echter Augenöffner. JL
Ernst H. Gombrich: „Die Geschichte der Kunst“, S. Fischer Verlag, 688 Seiten, geb., zahlr. farbige Abbildungen, 128 DM
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