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Verbieten, mosern

Mosern, Grummeln oder Nörgeln sind umgangssprachliche Ausdrücke für eine Äußerung der Unzufriedenheit unterhalb der Schwelle zur Artikulation. Ein bißchen Nörgeln kann über den Ärger da draußen in der Welt weghelfen, ohne den Dingen zu sehr zu Leibe zu rücken. „Das gehört verboten!“ ist eine gesteigerte Form des Nörgelns, die zwar einen ausdrücklichen Wunsch offenbart, aber mangels Vollzugslegitimation in der Regel Illusion bleibt. Wenn 37 Schriftsteller nach Verboten aller Art rufen, erkennen wir sogleich deren Machtferne, aber auch ihre Imaginationskraft, sich in den Zustand der Omnipotenz hineinzuversetzen. „Wehe, wenn wir anders könnten.“ Axel Hackes Regentschaft zum Beispiel würde zur Abschaffung allen schlechten Essens führen, ferner zur Entfernung ungepflegter Kellner und: schlechter Laune, verdammt noch mal. Joseph von Westphalen lieferte zum Verbote-Band ein paar hundert Zeilen Fußballhaß und verwahrt sich am Ende doch gegen den Beifall von ihm beipflichtenden Frauengruppen. Gegen derlei rabiate Vereinnahmung helfe, so Monarchist Westphalen, das Verbot von Lippenstift und Parfum. Wenn Dichter nach Zensur schreien, können sie nicht umhin, ihre hinter- und arglistige Kunstfertigkeit zu Papier zu bringen. Einer schert natürlich immer aus: Harry Rowohlt, der große Tolerator, findet per Zweizeiler, daß die ararbischen Goethe-Institute nicht länger beschnitten werden sollten: „Inshallah hier, Inshallah da/und kein Schwein kennt Hans Fallada.“ HN

„Längst fällig! 37 notwendige Verbote“. Hrsg. von Heinrich von Berenberg und Antje Kunstmann. Antje Kunstmann Verlag. 200 Seiten, geb., 29,80 DM

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