■ Kommentar: Umzugsgebet
In regelmäßiger Folge lädt Bundesbauminister Klaus Töpfer zum Umzugs-Gebet. Heruntergebetet werden die immer geringer werdenden Kosten für den Umzug, heruntergebetet wird der planmäßige Fortgang der Baumaßnahmen für den Reichstag und die Büros der Abgeordneten. Thema der Messe bildet natürlich auch, daß die Wohnungen für die Parlamentarier und Bundesbediensteten „in Angriff genommen worden sind“. Und keine Sorge brauchen wir uns zu machen, geht es um die Sanierung der Altbauten für Ministerien oder „Reserveflächen“ für die Regierung. Alles ist in bester Ordnung, Gefahr droht nicht, in Ewigkeit. Amen.
Man muß Töpfer schon glauben, daß alles seinen rechten Gang geht. Was dennoch an den gebetsmühlenartigen Bekenntnissen ein wenig stört, ist, daß außer Töpfer keiner mehr so recht durchblickt, ob das mit den Daten und Zahlen wirklich hinhaut. Erst vor einer Woche hatte der Ältestenrat des Bundestages für Chaos gesorgt, weil er nicht wußte, ob der Bundestag 1999 oder erst im Jahr 2000 nach Berlin kommt. Komisch wird es, schaut man auf die Pläne der Bundesbaugesellschaft, die einen Entwurf nach dem anderen nach oben rechnet. Ob der Kanzler doch in einem Container-Provisorium unterkommen muß – wer weiß. Und schließlich ist da noch der Haushaltsausschuß, der festgeklopft geglaubte Verträge mit einem Achselzucken kippt. Aber Glauben versetzt eben Berge. Rolf Lautenschläger
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