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Telekom unterwegs nach Süden

■ Deutsche Telekom und France Télécom wollen auf den spanischen Telekommunikationsmarkt vordringen

Madrid (taz) – Die Deutsche Telekom und France Télécom haben zusammen mit der spanischen Banco Central Hispano (BCH) ihr Interesse am spanischen Staatsbetrieb Retevisión bekundet, der zum Verkauf steht. Die Gesellschaft, die bisher für die Übertragung von Fernseh- und Radiosignalen zuständig war, soll ab Sommer 1997, eineinhalb Jahre vor der von der EU festgelegten endgültigen Liberalisierung, der spanischen Telefónica Konkurrenz machen. Die jetzt zur Privatisierung stehenden 80 Prozent werden rund eine dreiviertel Milliarde Mark kosten.

Der spanische Partner der Deutschen und Franzosen hat bereits Erfahrung in der Telekommunikation: Die BCH ist beim Mobilfunkanbieter Airtel beteiligt. Airtel wickelt dabei einen Teil seiner Gespräche über die Infrastruktur von Retevisión ab. Um als vollwertiger Telefonanbieter aufzutreten, muß Retevisión allerdings mindestens 2,5 Milliarden Mark investieren.

Der spanische Telekommunikationsmarkt wies dank des Nachholbedarfs nach fast 40jähriger Isolierung durch die Franco-Diktatur enorme Wachstumsraten auf, und diese Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. In Spanien kommen 385 Anschlüsse auf 1.000 Einwohner, in Westdeutschland sind es 520.

Verschiedene Studien gehen dennoch davon aus, daß Telefónica selbst zehn Jahre nach dem Verlust des Monopols noch immer 92 Prozent der herkömmlichen Telefongespräche abwickeln wird. Selbst der Zweitanbieter wird an Telefónica nicht vorbeikommen, die auch weiterhin einen Großteil der Infrastruktur und der Kunden ihr eigen nennen wird. Wer von einem anderen Anbieter aus anruft, landet so fast zwangsläufig irgendwann wieder im Telefónica-Netz. Rund 50 Prozent der Erlöse wird Retevisión dafür an Telefónica abführen müssen. Reiner Wandler

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