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Koordinieren und Initiieren

■ Zwischen Universität und Gesellschaft: "kubus", die "Kooperations- und Beratungsstelle für Umweltfragen" an der TU Berlin, feiert zehnjähriges Jubiläum

Wolfgang Endler und Gisela Hoffmann sitzen umweht von Reformuni-Luft am Tisch und strahlen Engagiertheit aus. „Der Hauptinhalt unserer Arbeit ist, Menschen zu motivieren“, sagt Endler. Er, seine Kollegin Hoffmann, fünf weitere wissenschaftliche und studentische Mitarbeiter, eine Sekretärin und ein Praktikant bilden „kubus“, die „Kooperations- und Beratungsstelle für Umweltfragen“ an der Technischen Universität Berlin (TU).

Seit 1993 ist kubus mit drei weiteren Service-Einrichtungen in die „Zentraleinrichtung Kooperation“ der Technischen Hochschule eingebunden. Diesen Winter blickt kubus auf zehn Jahre Arbeit an der „Schnittstelle zwischen Universität und Gesellschaft“ zurück. Gründungsidee war, so Endler, „die Öffnung der Universität für Gruppen, die nur schwer Zugang zu ihr haben“, besonders Initiativen und Projekte, die sich den neuen sozialen Bewegungen zurechneten.

Entsprechend dem Gründungskonzept war die Koordinationsstelle zunächst gar nicht auf ökologische Fragestellungen spezialisiert. Im Modellversuch „Möglichkeiten einer Kooperations- und Beratungsstelle“ zwischen 1986 und 1990 zeigte sich jedoch, daß Nachfrage nach Vermittlung und Kooperation hauptsächlich im Bereich des Umweltschutzes bestand. Als die Einrichtung 1990 dann fest in der TU verankert wurde, institutionalisierte man den ökologischen Schwerpunkt gleich. Heute koordiniert und berät die Stelle – in der Bundesrepublik die einzige Einrichtung dieser Art – neben Umweltverbänden und BürgerInnen- Initiativen auch kommunale Einrichtungen, kleine und mittlere Unternehmen und Gewerbeverbände; und vermittelt ihnen Forschungsprojekte, Konferenzen und andere universitäre Dienstleistungen.

Die Vermittlungsfunktion bildet dabei den Schwerpunkt der Arbeit. Die Koordinationsstelle stellt Kontakte her und zieht sich dann soweit wie möglich zurück: „Kubus will nicht die Spinne im Netz sein, sondern Anstöße geben“, erklärt Endler.

Das geschieht auf vielfache Art. Das Projekt „Branchenkonzept zur Umweltentlastung im Berliner Friseurhandwerk“ beispielsweise, das Gisela Hoffmann leitete, wurde angeregt durch eine studentische Studienarbeit über Umweltschutz im Friseurgewerbe. Kubus sprach die Friseur-Innung an und gewann sie für das Projekt. Die Innung beantragte daraufhin mit Hilfe der Kooperationsstelle ein Drittmittelprojekt bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz. Neun Monate wurden daraufhin unter der Leitung des TU-Instituts für technischen Umweltschutz die Möglichkeiten umweltverträglichen Arbeitens in Friseurbetrieben untersucht. Als Ergebnisse entstanden ein Leitfaden für Friseursalons, der mittlerweile in die zweite Auflage ging, und ein Modellsalon in den Räumen der Innungsfachschule.

Andere Projekte sind kleiner. Nachdem in Friedrichshainer Plattenbauten Asbest gefunden wurde, bot kubus beispielsweise den BewohnerInnen, der Mietervertretung, dem Bezirksamt und dem Senat Konfliktvermittlung an. Bei Fachkolloquien zum Tiergartentunnel vermittelte kubus Moderatorenstellen an StudentInnen aus den Sozialwissenschaften, die gerade Moderationsseminare belegt hatten.

Der Einbezug unterschiedlicher Bereiche auch innerhalb der Universität ist dabei Konzept: „Wir sind darum bemüht, technische und nichttechnische Bereiche der TU anzusprechen“, erklärt Endler. Des weiteren soll nicht nur Know- how aus der Hochschule an die außeruniversitäre Gesellschaft abgegeben werden, sondern soll Wissen aus den Projekten möglichst auch in die Universität zurückfließen, um in der Lehre genutzt zu werden. Letzteres scheint derzeit aber bloß sporadisch zu geschehen. „Es sollte mehr von der Möglichkeit Gebrauch gemacht werden, für die Arbeit an kubus-Projekten Scheine zu vergeben“, wünscht sich Hoffmann deshalb von den DozentInnen.

Um selbst Abhilfe zu schaffen, unterhält die Kooperationsstelle eine Studien- und Diplomarbeitenvermittlung, die StudentInnen mit Interesse an einer projektbezogenen Abschlußarbeit im Umweltbereich und Initiativen, Ämter oder Unternehmen mit Bedarf an kleineren wissenschaftlichen Untersuchungen zusammenbringt – und Professoren findet, die solche Projekte betreuen. Etwa 30 Anfragen pro Semester gehen bei kubus ein.

Wie lange noch, ist den kubus- Leuten indessen nicht so klar. Die Studienvermittlung wird hauptsächlich von einer studentischen Hilfskraft betreut, und der Vertrag läuft in neun Monaten aus. Auch die wissenschaftlichen Angestellten sitzen auf Zwei-Drittel-Stellen, um eine weitere Person beschäftigen zu können. „In den letzten Jahren haben wir ein Drittel unserer Arbeitszeit für Verwaltung und Stellenkampf aufwenden müssen“, sagt Hoffmann.

Auch die Beantragung von Projektgeldern dauere heute dreimal länger als noch vor zwei Jahren, da viele Senatsgelder für Umweltprojekte gestrichen wurden und nun verstärkt EU-Mittel beantragt werden müssen.

Dennoch wollen die kubus- Leute nicht meckern. Denn wer meckert, ist bekanntlich schlecht im Motivieren, und das ist ja schließlich die Hauptarbeit der Beratungsstelle. „Wir sind Berufsoptimisten“, bekräftigt Endler, und Hoffmann nickt bestätigend. Ina Kerner

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