: Israel verzögert Abzug
■ Ländliche Gebiete im Westjordanland sollen zwei Jahre später geräumt werden
Jerusalem (rtr/dpa/AFP) – Israel will den 1995 mit den Palästinensern vereinbarten stufenweisen Abzug seiner Truppen aus den ländlichen Gebieten des Westjordanlandes um etwa zwei Jahre verschieben. Regierungssprcher David Bar-Illan sagte gestern in Jerusalem, die Gebiete sollten nicht wie vorgesehen bis September 1997 an die palästinensische Selbstverwaltung übergeben werden, sondern erst im Frühjahr 1999. Dann solle auch über einen endgültigen Friedensvertrag vehandelt werden.
Ein palästinensischer Unterhändler nannte diese Pläne gestern das größte Hindernis bei den Verhandlungen über die Zukunft der Stadt Hebron im Westjordnaland. Es handele sich um einen klaren Bruch des 1995 ausgehandelten Zeitplans. US-Nahost-Vermittler Dennis Ross wollte gestern abend erneut mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und dem Chef der palästinensischen Autonomiebehörden, Jassir Arafat, zusammentreffen, um die Hebron- Verhandlungen voranzubringen.
Gestern teilte Arafats Sprecher Marwan Kanafani im palästinensischen Rundfunk mit, der PLO- Chef sei bei den Verhandlungen über den Zeitpunkt weiterer israelischer Truppenabzüge aus dem Westjordanland zu Kompromissen bereit. „Ich glaube nicht, daß die Verhandlungen zum Stillstand kommen werden, außer wenn Israel das will“, sagte Kanafani. Arafat habe Anweisungen erteilt, „die Verhandlungen zu beschleunigen und Kompromißbereitschaft zu zeigen, aber gleichzeitig über unsere höchsten nationalen Interessen zu wachen“.
Nach den Bestimmungen des im September 1995 zwischen Palästinensern und Israelis geschlossenen zweiten Autonomieabkommen muß Israel sich bis zum September 1997 aus rund 85 Prozent des Westjordanlands zurückziehen. Israelische Soldaten dürften dann nur noch jüdische Siedlungen, die Zufahrtswege dorthin und einige begrenzte „militärische Zonen“ kontrollieren.
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