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Im Nahen Osten herrscht ein wenig Optimismus

■ Palästinenser verlangen weitere Klärungen vor der Unterzeichnung. Israelische Tageszeitung veröffentlicht Einzelheiten des geplanten Hebron-Abkommens

Jerusalem (dpa/AFP/taz) – Die israelisch-palästinensischen Verhandlungen über Hebron sind gestern fortgesetzt worden. Die Vorzeichen standen auf Optimismus. Nach palästinensischen Angaben wird aber eine Paraphierung des Abkommens frühestens heute erwartet. Die israelische Seite hielt dagegen eine Einigung über den Teilrückzug aus Hebron noch gestern für möglich. Die Abmachungen müssen vom israelischen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Palästinenser-Präsident Yassir Arafat gebilligt werden.

Den Durchbruch in den festgefahrenen Verhandlungen hatte der Besuch des jordanischen Königs Hussein am Wochenende erbracht. Der König, der zum ersten Mal seit 1967 das Westjordanland und den Gaza-Streifen bereiste, hatte einen Kompromißvorschlag eingebracht, der den Zeitpunkt des israelischen Truppenabzugs aus den ländlichen Gebieten festlegt. Nach bislang nicht bestätigten Berichten soll der Abzug jetzt bis August 1998 erfolgt sein. Netanjahu hatte ursprünglich erst den Herbst 1999 als Termin für den Truppenrückzug festlegen wollen. Nach dem Oslo-Abkommen hätte der Rückzug der israelischen Armee aber bereits zum September 1997 beendet sein müssen. Die USA hatten als Vermittlung ebenfalls das Jahr 1998 genannt, aber keinen Termin festlegen wollen. Dies hatte auf palästinensischer Seite Forderungen nach einer Ablösung des US-Vermittlers Dennis Ross ausgelöst. Sie verlangten gestern auch eine Vereinbarung über die Freilassung von Gefangenen, die Sicherheitskontrollen am zukünftigen Flughafen in Gaza und die Öffnung eines Seehafens.

Die israelische Tageszeitung Maariv veröffentlichte gestern Auszüge aus dem Hebron-Abkommen. Der Zeitung zufolge umfaßt es elf Seiten und weicht lediglich in wenigen Details von den Osloer Autonomievereinbarungen aus dem Jahr 1995 ab. Die wichtigsten Änderungen sehen laut Maariv vor, daß um die Häusergruppe der jüdischen Siedler in Hebron eine „Pufferzone eingerichtet wird, die von bewaffneten Palästinensern nicht betreten werden darf. In der Zone unter palästinensischer Kontrolle sollen zusätzliche gemischte Patrouillen eingerichtet werden. Postiert werden sie auf den Hügeln, die die jüdische Enklave umgeben. Zudem wird eine „schnelle Eingreiftruppe“ aus acht israelischen und palästinensischen Soldaten gebildet. Während die Israeli M-16-Sturmgewehre tragen dürfen, werden die Palästinenser Maschinenpistolen mit geringer Reichweite haben. Zudem dürfen die israelischen Sicherheitskräfte die palästinensischen Polizisten in Hebron kontrollieren. Insgesamt sollen in Hebron 400 palästinensische Polizisten stationiert werden. Die zentrale „Straße der Märtyrer“ wird schrittweise freigegeben. Kommentar Seite 10

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