piwik no script img

Bahn unwirsch über Vorplatz-Debatte

■ Bahnhofs-Investition lohnt eher, wenn gegenüber Neubau kommt

Die jüngste Debatte um den Neubau und die Verkehrsführung am Bahnhofsvorplatz (siehe taz vom 14. und 15. Januar) irritiert nicht nur die Verkehrsplaner, die seit Jahren an dem Konzept arbeiten. Auch bei der Deutschen Bahn AG ist man gar nicht entzückt, daß die CDU-Fraktion mit ihrer Forderung nach einer direkten Straßenverbindung zwischen Detjen-Allee und Herdentorsteinweg die Abmessungen des Bau-Grundstücks beschneiden und damit die Rendite-Chancen des potentiellen Investors Bilfinger und Berger mindern will. Denn die Bahn hat sich gerade durchgerungen, 50 Millionen Mark lockerzumachen, um die von der Stadt schon lange gewünschte Mittelpassage für den Bremer Hauptbahnhof zu bauen. Außerdem soll die Haupthalle aufgemöbelt werden. Offiziell heißt es zwar, die Investitionsentscheidung sei unabhängig von der Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes gefallen. Hinter den Kulissen sind aber andere Töne zu hören. Denn natürlich ist die Bahn an einem attraktiven Umfeld interessiert, damit sich auch ihre Geldausgabe rechnet. Eine hausgemachte Verzögerung, heißt es, könnte die Investitionsbereitschaft bei anderen Bremer Projekten schmälern. So soll die Bahn tief in die Tasche greifen, um das gewünschte Büro-Projekt „Promotion-Park“ am ehemaligen Güterbahnhof zu ermöglichen: Das Gleis Richtung Delmenhorst müßte dafür verlegt werden.

Daher könnten die Einwände der CDU gegen die Planungen am Bahnhofsvorplatz weitere Investitionen behindern. Dabei hätten die Unions-Parlamentarier genügend Gelegenheit gehabt, die Konzepte in ihrem Sinne zu verändern. Die Baudeputation hatte etwa im November 1995 beschlossen, auf der Grundlage der Ergebnisse des städtebaulichen Wettbewerbes weiterzuplanen. Und hier war die umstrittene doppelte Kreuzungsregelung am Breitenweg enthalten. Im gleichen Monat stimmte der Senat ebenso ab, und die Wirtschaftsförderungsausschüsse bewilligten knapp zwei Millionen Mark für die weiteren Planungen. Weitere Fakten wurden im Frühjahr 1996 geschaffen. Damals beschlossen Senat und Wirtschaftsförderungsausschüsse die Finanzierung für das sogenannte Übermaxx – beziehungsweise den Teil des Kino-Komplexes am Bahnhof, der als Magazin für das Übersee-Museum genutzt werden soll: 13 Millionen sollten aus dem Verkaufserlös eben dieses Grundstücks kommen, das die CDU-Fraktion nun kleiner machen will. Auch wenn die geplante Grundfläche des Neubaus tatsächlich ein bißchen größer ist als die 5.500 Quadratmeter, die Bilfinger und Berger ursprünglich angeboten wurden: Für eine Straßenbreite gibt es nach Ansicht der Verkehrsplaner keinen Platz. jof

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen