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Fußballer wollen Asyl

■ Der Großteil von Äthiopiens Fußballteam setzt sich in Italien ab

Rom (taz) – Eigentlich sollte es für Äthiopiens Fußballnationalmannschaft nur ein Zwischenstopp sein, auf dem Weg nach Casablanca in Marokko. Doch plötzlich waren 16 der 21 Spieler in Rom verschwunden – buchstäblich spurlos, denn weder Bus- nach Eisenbahnpersonal wollten sie gesehen haben, auch Taxifahrer funkten vergeblich herum.

Die Sache wurde alsbald brenzlich – Dienstag um Mitternacht nämlich lief das Zwischenvisum aus. Seit diesem Augenblick galten die Balltreter nicht mehr als abgängige Durchreisende, sondern als illegal Eingereiste. Erwischt man sie, müßten sie eigentlich erst mal abgeschoben werden – und zwar zurück in ihre Heimat. Es sei denn, sie verlangen politisches Asyl.

Das scheint inzwischen der Fall zu sein. Gestern meldete sich der römische Anwalt Maria Lana und sagte den Ausländerbehörden, einer der 16 Äthiopier habe im Auftrag aller bei ihm vorgesprochen und gebeten, einen entsprechenden Antrag vorzubereiten. Ob ihm stattgebenen wird, ist allerdings eher fraglich. In Italien gilt Äthiopien offiziell als einigermaßen sicheres Herkunftsland, obwohl Menschenrechtsorganisationen immer wieder von politischer Verfolgung berichten.

Die äthiopische Botschaft gab sich gestern gelassen: „Sie werden sehen, die fliegen alle wieder gerne nach Hause zurück“, so ein Sprecher zur taz. Auch die „Übriggebliebenen“ – der Trainer, der Masseur und fünf Spieler – glauben nicht an eine „endgültige Flucht“ der restlichen Mannschaft. Das hoffen auch Italiens Behörden und verweisen auf bereits mehrere hundert Fälle, in denen ausländische Sportler in Rom nach einer angeblichen Flucht wieder aufgefunden wurden. Roms Polizei muß nun jedenfalls innerhalb 48 Stunden entscheiden, wie sie mit den Ausreißern verfährt. Das Match um den Afrika-Cup in Casablanca dürfte für Äthiopien jedenfalls perdu sein. Werner Raith

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