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Skin-Überfall verschwiegen

■ Leipziger Polizei wartete zwei Wochen

Dresden (taz) – Erst jetzt wurde in der Öffentlichkeit bekannt, daß am 17. Januar in Leipzig ein evangelischer Vikar und sein 16jähriger Sohn von Skins krankenhausreif geprügelt und beraubt wurden. Anlaß war offenbar das punkige Aussehen des Jugendlichen. Die Skins brachen dem Vikar Schienen- und Wadenbein; der Jugendliche erlitt eine Gehirnerschütterung und Prellungen.

Die Leipziger Polizeibehörde begründet ihr Schweigen damit, daß sie wegen des gestohlenen Geldes – es soll sich um einen dreistelligen Betrag handeln – zunächst von einem Raubüberfall ausgegangen sei. Ähnliche Delikte habe es 1996 in der Stadt tausendfach gegeben, man könne nicht alles melden. Erst weitere Ermittlungen hätten den Verdacht auf rechtsextremistische Motive nahegelegt. Der Fall werde nun vom Staatsschutz bearbeitet, weitere Informationen gebe es aus „ermittlungstaktischen Gründen“ nicht. Damit ist auch unklar, ob die Polizei bereits über brauchbare Spuren verfügt, die zu den sechs beteiligten Skinheads führen könnten.

Heiko Weigel vom sächsischen Landesvorstand Bündnis 90/Die Grünen hat nach Informationen aus dem E-Mail-Netz den Vorfall über Pressemitteilung veröffentlicht. Der Grünen-Politiker äußert den Verdacht, daß „ein politisch brisanter Sachverhalt totgeschwiegen werden sollte“. Der geschädigte Vikar hatte im E-Mail beklagt, daß weder die Polizei noch die Leipziger Volkszeitung interessiert seien, über die Straftat zu informieren. Beide würden wohl um Leipzigs Ruf fürchten. Detlef Krell

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