: Kohls Weißes Haus
■ Erster Spatenstich durch Helmut Kohl für das neue Kanzleramt in Berlin
Berlin (taz) – Erst sprach er das „Vater unser“. Dann griff er zum Spaten. Schließlich schippte er Sand auf einen Haufen und blickte zum Himmel. Mit Gottes Hilfe hat Bundeskanzler Helmut Kohl gestern den Bau für das neue Kanzleramt gestartet. Der symbolische „Erste Spatenstich“, sagte Kohl, bedeute nicht nur das Signal für den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin, sondern bilde auch ein weiteres Zeichen zur Wiedervereinigung dieses unseres Vaterlands. Der knapp 400 Millionen Mark teure Komplex gegenüber dem Reichstagsgebäude soll Ende 1999 bezugsfertig sein.
Die neue Machtzentrale entsteht nach Plänen der Berliner Architekten Axel Schultes und Charlotte Frank. Für das 36 Meter hohe Kanzlergebäude entwarfen die Architekten einen modernen weißen Kubus mit halbrunden großen Fensteröffnungen. Staatsbesucher werden in einem Ehrenhof empfangen, in dem eine Reihe freistehender Betonsäulen – Zeichen der Macht – stehen. Die rund 310 Büros steckten Schultes/Frank in zwei langgestreckte Verwaltungsriegel, die den Kanzlerturm zu beiden Seiten flankieren. Zum ökologischen Konzept gehört eine Anlage zur Nutzung der Sonnenenergie. In der Vergangenheit hatten die Architekten ihre Pläne auf Verlangen des Kanzlers mehrfach umzeichnen müssen.
Nach Ansicht Kohls strahlt der Entwurf „ein gelassenes Selbstbewußtsein“ aus. Er vereinige „Bescheidenheit mit Würde“. Das neue Haus erfülle die städtebaulichen Anforderungen aufs beste. Deswegen sei es die rechte „Visitenkarte für unser Land“, so Kohl.
Auch Berlins Regierender Bürgermeister war voll des Lobes für den „großartigen“ Entwurf. Kritik kam von der bündnisgrünen Bundestagsabgeordneten Franziska Eichstädt-Bohlig. Die Abschottung des Gebäudes durch breite Gräben und „eine martialische Umzäunung“ widerspreche der ursprünglichen Idee, ein „offenes, zugängliches Haus“ zu planen. Rolf Lautenschläger
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen