Ungeliebt und wiedergewählt

Jürgen Lüthje als Präsident der Hamburger Universität wiedergewählt. Wissenschaftssenator Hajen gratuliert kühl  ■ Von Karin Flothmann

Hätte er die Wahl nicht gewonnen, er wäre nach eigenem Bekunden Unternehmensberater für Hochschulen geworden. In den nächsten sechs Jahren kann sich Jürgen Lüthje jedoch weiterhin auf sein Lieblingsunternehmen, die Universität Hamburg, beschränken. Das Konzil der Hochschule wählte ihn gestern mit knapper Mehrheit erneut zum Präsidenten.

Im ersten Wahlgang entfielen auf Lüthje 33 der insgesamt 61 Stimmen. Seinem schärfsten Konkurrenten, dem Juraprofessor Hein Kötz, gelang mit 15 Stimmen ein Achtungserfolg, der wohl zumeist auf das Konto konservativer Professoren ging. Der dritte Kandidat, der Physiker Wolfgang Heinicke, ging leer aus. 13 Mitglieder des Konzils enthielten sich der Stimme, ein Hinweis darauf, daß Lüthjes Amtsführung nicht von allen Universitätsangehörigen goutiert wird. Dennoch wertete der 55jährige das Wahlergebnis als Bestätigung seiner bisherigen Amtszeit.

1991 hatte der Rechtswissenschaftler und frühere Kanzler der Uni Oldenburg den Theologen Peter Fischer-Appelt an der Spitze der Hochschule abgelöst. Was Fischer-Appelt in den 21 Jahren seiner unangefochtenen Uni-Herrschaft nie in den Sinn gekommen war, versucht Lüthje seither durchsetzen: Er will die Universität gestalten und ihre Effizienz steigern. Auch Wissenschaftssenator Leonhard Hajen, davon zeigte sich das SPD-Mitglied Lüthje gestern überzeugt, „wird froh sein, weiterhin einem Universitätsgestalter und nicht nur einem Verwalter gegenüberzustehen.“

Hajen seinerseits gratulierte dem Technokraten Lüthje kühl und distanziert: „In einer Zeit, in der auch die von Ihnen berufene externe Experten-Kommission feststellte, wie sehr sich die Universität aus eigener Kraft verändern muß“, schrieb der Senator, „braucht die Universität eine Führung, die sie für die Gesellschaft attraktiv macht.“

Das externe Gutachten, dessen Ergebnisse Lüthje in der vergangenen Woche präsentiert hatte, empfiehlt der Uni unter anderem schmerzhafte Veränderungen innerhalb der Fachbereiche, um profilierte Schwerpunkte bilden zu können. Eine Aufgabe, die Lüthje nun anstoßen muß und um die er wahrlich nicht zu beneiden ist. Denn die von den Gutachtern anvisierte Zusammenlegung von Fachbereichen oder die Auflösung einzelner Institute, verbunden mit den vom Senat vorgegebenen Stellenstreichungen, wird innerhalb der Uni noch für viel Zündstoff und böses Blut sorgen.