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Große Pause mit Hindernissen

Neue Schule und ihr Hof sind durch eine Straße voneinander getrennt  ■ Von Armin Struve

Pausengong. Die Türen der Ganztagesschule Friedrichstraße im Süden von St. Pauli öffnen sich, die Schüler rennen über die Straße. So könnte es ab Montag täglich zugehen. Dann ziehen die ersten Grundschüler in den Erweiterungsbau, den Schulsenatorin Rosemarie Raab heute nach eineinhalb Jahren Bauzeit einweiht. Sauber und weiß ist das Gebäude, hell mit großen Fenstern sticht es zwischen Altbauten hervor. Nur dumm, daß eine Straße den Hof und den Ballspielplatz vom Neubau trennt, der die Grundschule beherbergt.

Nicht nur Eltern der Schüler sind darüber unglücklich, auch die Behörden streiten über den Bau. Die erste Frage lautet: Was wird langfristig aus der Bernhard-Nocht-Straße, die Schule und Hof trennt? Früher war die Sackgasse kurz. Durch einen Umbau ist die Straße jetzt länger geworden. Die Anzahl der Autos, die an der Schule vorbeifahren, hat sich damit erhöht.

Ein Vorschlag der Hamburger Baubehörde sieht vor, ein Stück der Straße zu Schulgelände zu erklären. Nur noch Müllabfuhr und Feuerwehr dürften dann dort fahren. Diese Idee scheitert an der Zuständigkeit der Bezirke. Die Grenze zwischen Hamburg-Mitte und Altona verläuft dort, wo die Bernhard-Nocht-Straße verlängert wurde.

Die Baubehörde fühlt sich daher nicht zuständig für das Dilemma. „Wir verlangen nichts unmögliches. Es gibt durchaus Alternativen zum jetzigen Zustand“, sagt Peter Becker, Leiter der Bauabteilung. Bis aber etwas passiert, müssen sich erstmal die Bezirke Altona und Mitte einigen.

Die nahende Eröffnung der Schule macht allerdings einen sofortigen Schutz der Kinder notwendig. Der Bezirk Mitte hat deshalb auf beiden Straßenseiten etwa einen Meter hohe Geländer errichten lassen. Die Straße wurde mit einem Buckel aus Pflastersteinen erhöht und die Fahrbahn mit Blumenbeeten verengt.

Die Schule fühlt sich bei dem Erstellen dieses Konzepts ignoriert. Schließlich hätten ursprüngliche Vereinbarungen zwischen ihr und der Behörde nur eine provisorische Sicherung des Überganges vorgesehen, um spätere Pläne in Bezug auf die gesamte Straße nicht zu verhindern. „Jetzt haben wir eine Situation, die wir nicht hinnehmen wollen“, ärgert sich die Schulleiterin Jutta Reinitzer.

Sie befürchtet, daß die Schüler durch die Pflasterung den Eindruck gewinnen, „das ist alles meins“ und ohne Vorsicht über die Straße rennen. Bau- und Bezirksamt sehen diese Gefahr „nur bedingt“.

Reinitzer plädiert nun für eine Gesprächsrunde, in der alle Beteiligten über eine bessere Lösung beraten sollen. Ob eine solche Runde zustandekommt, ist bisher unklar. Und so müssen die SchülerInnen ab heute täglich zur Pause über die Straße flitzen.

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