piwik no script img

Klassenkampf lohnt sich doch

■ Drei Wochen hielten Angestellte eine Pariser Bank besetzt und haben gesiegt

Die 1.200 Angestellten der französischen Bausparkasse „Crédit Foncier de France“ (CSF) haben in ihrem dreiwöchgien Streik samt Besetzung und mehrtägiger Festsetzung des Generaldirektors gestern einen Teilsieg errungen. Die kämpferischen Bankangestellten in Paris haben entschieden, ihre Aktionen vorläufig abzubrechen und die weiteren Verhandlungen mit der Regierung dem Betriebsrat zu übertragen.

Der wichtigste Teilsieg der CSF-Belegschaft war die Entscheidung der Aktionärsversammlung vom Vorabend. Die hatte sich mit knapp 100 Prozent für den Erhalt des Instituts ausgesprochen. Zuvor hatten die zähen Verhandlungen, die sich mehrmals täglich zwischen der aus sechs verschiedenen Gewerkschaften zusammengesetzten „Intersyndicale“ und dem von der Regierung eingesetzten Vermittler Philippe Rouvillois abspielten, eine Reihe von erstaunlichen Erkenntnissen geschaffen. So mußte die Regierung, die noch Anfang Januar definitiv erklärt hatte, die CSF würde aufgelöst und einem anderen Institut angegliedert, zugeben, daß die Talstrecke offenbar zu Ende ist. Seit dem Geschäftsjahr 1996 macht CSF wieder schwarze Zahlen, gab Finanzminister Jean Arthuis zu. Später fand die „Intersyndicale“ heraus, daß die angeblich im Ergebnis katastrophale, aber bis dato geheimgehaltene Analyse über die Perspektiven des CSF nicht deren Auflösung anordnete. Sie ließ auch andere Möglichkeiten offen.

Die Bausparkassenmitarbeiter sorgten während der dreiwöchigen Verhandlungen alltäglich dafür, in der Öffentlichkeit präsent zu bleiben. Am spektakulärsten war die Festsetzung von Generaldirektor Jérôme Meyssonnier in dessen Büro in der Zentrale des Instituts im Herzen von Paris. Landesweit bekamen die Bankangestellten täglich Solidaritätsadressen und -aktionen. Vorerst rollten die CSF- Mitarbeiter gestern ihre Isomatten zusammen und kehrten an ihre Arbeitsplätze zurück. Dorothea Hahn

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen