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Iran beschuldigt Sarkuhi „schwerer Verbrechen“

■ Teheran verbittet sich deutschen Einfluß zugunsten des verhafteten Schriftstellers

Berlin/Teheran (taz/dpa) – Für Irans Führung ist Faradsch Sarkuhi ein Schwerverbrecher. Über den Fall des vermutlich vom Geheimdienst festgehaltenen Chefredakteurs der Literaturzeitschrift Adineh sagte gestern ein Sprecher des Teheraner Außenministeriums: „Wir können nicht gegenüber einer Person, die hier schwere Verbrechen begangen hat, unsere Gesetze aufgrund ausländischen Drucks außer acht lassen.“ Diese Aussage richtete sich gegen den Pressesprecher des Auswärtigen Amts. Dieser hatte angedeutet, die Bundesregierung könnte ihr Verhältnis zu Teheran vom Fall Sarkuhi abhängig machen. Dessen Verhaftung stehe „nicht im Zusammenhang mit den Beziehungen zwischen Iran und Deutschland“ hieß es in Teheran. Trotzdem übermittelte gestern Irans Außenminister Welajati eine Botschaft an Klaus Kinkel – Inhalt geheim.

Faradsch Sarkuhi und sein Bruder Ismail waren am 27. Januar verschwunden. Nach iranischer Darstellung wurden sie später bei einem Fluchtversuch festgenommen. Wegen „illegaler Auswanderung“ sollte ihnen der Prozeß gemacht werden. Inoffiziell hatten iranische Vertreter bisher eingeräumt, es handele sich um ein „leichtes Vergehen“, es sei mit keiner schweren Bestrafung zu rechnen – Freunde Sarkuhis fürchten, der angebliche Fluchtversuch solle als Vorwand dienen, um Sarkuhi vor Gericht zu stellen.

In Teheran gab gestern abend ein angeblicher Ismail Sarkuhi eine Pressekonferenz. Er sei soeben freigelassen worden, behauptete er. Beobachter bezeichneten den Auftritt als „wirr“. taud

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