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Treue zum „Freibund“

■ Uni Kiel: Neonazis tummeln sich beim CDU-Nachwuchs RCDS. Der wigelt ab

Rechtsradikalen Einhalt zu gebieten hat sich ein breites Bündnis von Hochschulgruppen der Kieler Christian-Albrecht-Universität auf die Fahnen geschrieben. Nicht ohne Anlaß: In den Reihen des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) sollen sich Neonazis tummeln. Daß sich der RCDS von diesen distanziert, fordern die Grüne Hochschulgruppe, die Evangelische StudentInnengemeinde, die Juso-HSG sowie sechs weitere Verbände in einer gemeinsamen Erklärung.

Stein des Anstoßes ist die Mitgliedschaft von Rüdiger Dorff, der nicht nur stellvertretender RCDS-Landesvorsitzender ist, sondern auch Bundesführer des „Freibund e.V.“ Der wurde 1958 als „Bund Heimattreuer Jugend (BHJ)“ nach dem Vorbild der Hitler-Jugend aufgebaut. Sonnenwendfeiern und das Absingen des Treueliedes der SS-Rekruten „Wenn alle untreu werden ...“ gehören auch heute noch zum Repertoire der Jugendlichen bis zu 25 Jahren, die an Freibund-Lagern teilnehmen.

Für Rüdiger Dorff ist die rechtsradikale Geschichte des Verbandes „ein alter Hut“: „Wir arbeiten nicht politisch, sondern kulturell“, verharmlost er die Aktivitäten seiner „Bündischen Jugendgruppe“. Auch Sonnenwendfeiern seien Kultur. „Das ist früher natürlich mißbraucht worden“. Den Freibund habe man nur deshalb als Nachfolgeorganisation des BHJ gegründet, weil es kompliziert sei, einen neuen Verein ins Leben zu rufen, erläutert er treuherzig.

Auch der RCDS beschwichtigt, daß aus einer Mücke ein Elefant gemacht werde. Es stimme zwar, räumt Landessprecher Henning Nowotky gegenüber der taz hamburg ein, daß im Freibund das SS-Treuelied gesungen werde, doch das sei ja nicht im Faschismus, sondern bereits 1814 verfaßt worden. Und die Sonnenwendfeiern seien nichts anderes als „die Osterfeuer in Hamburg an der Elbe“.

Öffentlich reagiert der RCDS rein sarkastisch. In der Mensa wird ein Flugblatt verteilt, das sich in unterschiedlichen Wortspielvariationen über den Begriff „Führer“ belustigt. Zu den Vorwürfen und der Aufforderung, sich von rechtsradikalen Umtrieben zu distanzieren, äußert sich der RCDS nicht.

Elke Spanner

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