piwik no script img

Kulturelle Mogelpackung

■ Neue Räume für die Bücherhalle Langenhorn: Die Stiftung HÖB jubelt, die GAL schimpft über „Mogelpackung“

Aus zwei mach' neu: Heute eröffnet Kultursenatorin Dr. Christina Weiss die Bücherhalle Langenhorn. Damit bekommt der Stadtteil ein „neues kulturelles Zentrum“, frohlockt die Stiftung Hamburger Öffentliche Bücherhallen (HÖB). Noch dazu in einem „schönen, markanten und transparenten Bücherturm“ direkt im Einkaufszentrum (EKZ) Langenhorner Markt. „Endlich wieder eine positive Nachricht“ nach all den Schließungen, jubelt die Presseeinladung der HÖB und spricht von der Setzung eines Meilensteins.

„Eine Mogelpackung“ sei das und somit kein Grund zur Freude, schimpft die Fuhlsbütteler GAL-Fraktionschefin Karin Gritzuhn. Schließlich sei keine neue Bücherhalle entstanden. Im Gegenteil: Letztlich werde die Bibliothek nur eröffnet, weil die in Heidberg und Langenhorn-Mitte Ende vergangenen Jahres zusammengelegt wurden. An der Tangstedter Landstraße, in den bisherigen Räumen der HÖB Mitte, war schlicht kein Platz für die geballten Buchbestände. Also wanderte die neue Langenhorner Sammelbücherei ein paar Meter weiter, in die dritte Etage des EKZ am Langenhorner Markt 9. Auch nach der feierlichen Neuöffnung heute wird es in Langehorn also künftig nur eine statt früher zwei HÖBs geben.

Alles „ist etwas bescheidener geworden“, gibt die Stiftung HÖB zu. Aber „so ist das in diesen Sparzeiten“. Und schließlich habe es schon seit 1972 immer mal wieder Pläne für eine neue Bücherhalle im Zentrum Langenhorns gegeben – auch wenn die vermutlich nicht die Schließung der bestehenden HÖBs vorsahen. Die hat erst das „Strukturkonzept HÖB 2000-X“ besiegelt. Seit der Sparplan im September verabschiedet wurde, schloß die Stiftung HÖB 12 Bibliotheken. Die Bücher wurden von anderen Bibliotheken übernommen oder für wenig Geld verkauft.

Die HÖB Langenhorn ist die erste, die nach einer Zusammenlegung von zwei anderen Bücherhallen wieder öffnet. Bis Ende kommenden Jahres will die Stiftung HÖB vier weitere Hallen zusammenlegen: Die Bibliotheken Eppendorf und Winterhude verklumpen zu einer Sammel-HÖB im EKZ am Winterhuder Marktplatz, Leser der HÖBs Mundsburg und Denhaide treffen sich im EKZ an der Hamburger Straße. Außerdem zieht die Bücherhalle Lohbrügge Ende 1998 um nach Allermöhe. Später dann sollen auch die Hallen in Poppenbüttel und Sasel zu einer Bücherei im Alstertal verschmelzen.

Judith Weber

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen