: K(l)eine Beschneidung
■ Protest gegen Familienbroschüre
Bonn (taz) – Die frauenpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, Irmingard Schewe-Gerigk, forderte Frauenministerin Claudia Nolte auf, die Broschüre „Beschneidung von Mädchen und Frauen“ zurückzuziehen. In dem Informationsheft „für Ärztinnen, Ärzte, Beraterinnen und Berater“ wird vorgeschlagen „anstelle der Beschneidung“ könne den Mädchen „eine kleine Narbe“ beigebracht werden, die „ähnlichen Symbolwert“ habe. Auf solche „behutsame Art“ lasse sich die Beschneidung auch bei Traditionalisten bekämpfen.
Irmingard Schewe-Gerigk wirft der Ministerin vor, sie gehe damit den Traditionalisten auf den Leim. Die Autorin der noch nicht nicht veröffentlichten Broschüre, Renate Augstein, kündigte an, sie werde die Passage überarbeiten. Natürlich dürften die Mädchen nicht an den Genitalien verletzt werden. Die Idee mit der „kleinen Narbe“ stamme von Frauen aus Somalia. Sie hatten vorgeschlagen, den Mädchen sollten im Rahmen eines Rituals Narben „an gut sichtbaren Stellen wie Ohrläppchen oder dem Oberarm“ zugefügt werden. Renate Augstein sagt, eine solche Narbe sei „das kleinere Übel“ im Vergleich zur Beschneidung.
Doch die Soziologin Binta Sidibe aus Gambia, die selbst als Mädchen beschnitten wurde, will der heutigen Generation jede Art von Narben ersparen: „Eine symbolische Wunde hätte dieselben psychologischen Auswirkungen wie eine echte Wunde. Sie wäre ein Symbol für die Unterdrückung der so gezeichneten Frauen.“ Tina Stadelmeyer
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