: Autokorso gegen Massenentlassungen
■ Beschäftigte von Babcock-Lentjes demonstrieren gegen die geplante Vernichtung von 400 Arbeitsplätzen. Defizitärer Konzern kappt gewinnbringendes Werk
Mit einem Autokorso haben Beschäftigte der Berliner Babcock-Lentjes GmbH Kraftwerkstechnik dagegen protestiert, daß die Hälfte der 818 Arbeitsplätze vernichtet werden soll. 200 Demonstranten fuhren vom Werk in der Storkower Straße zum Gebäude der Werbeorganisation „Partner für Berlin“ in Mitte.
Auf der dortigen Abschlußkundgebung kritisierte der Gewerkschaftssekretär der IG Metall, Siegfried Masson, die Konzernleitung in Oberhausen habe „alle Vorschläge des Betriebsrates zur Sicherung der Arbeitsplätze abgelehnt“ und stelle durch die angekündigten Entlassungen „den Standort insgesamt in Frage“. In Anwesenheit von Wirtschaftssenator Elmar Pieroth forderte er, der Senat müsse „seinen ganzen Einfluß bei der Konzernleitung geltend machen“.
Der Betriebsrat hat jedoch kaum noch Hoffnungen, daß er die geplanten 400 Entlassungen verhindern kann. Die Auftragslage für den Neubau von Kraftwerken ist nach übereinstimmender Meinung der Arbeitnehmervertreter und der Konzernleitung gering. Betriebsrat und Belegschaft fordern daher einen Sozialplan und eine Auffanglösung für die Betroffenen. Anstelle unvermittelter Arbeitslosigkeit müsse ihnen in einer Beschäftigungsgesellschaft die Möglichkeit zur Weiterbildung oder Umschulung gegeben werden, verlangt der Betriebsrat. Für die verbleibenden Mitarbeiter forderten die Demonstranten einen Plan zur Jobsicherung.
Bei der Berliner Babcock-Lentjes GmbH handelt es sich um den ehemaligen DDR-Betrieb VEB Dampferzeugerbau. Die Firma gehört heute zum Maschinenbaukonzern Deutsche Babcock AG, der seit geraumer Zeit mit großen Verlusten arbeitet. Die Berliner Tochter jedoch, die heute hauptsächlich Montagearbeiten in Kraftwerken durchführt, hat nach Angaben der IG Metall „in den letzten Jahren ständig schwarze Zahlen in zweistelliger Millionenhöhe“ geschrieben.
Ebenfalls gestern hat die DGB- Landesbezirksvorsitzende, Christiane Bretz, den Berliner und Brandenburger Wirtschaftsverbänden vorgeworfen, sich ihrer Verantwortung für die Schaffung von Arbeitsplätzen zu entziehen. Der DGB vermisse in der Berliner Politik außerdem eine Strategie zur Sicherung des Standortes, so etwa eine Bestandspflege der ansässigen Betriebe.
Bretz erklärte weiterhin, die Regierungen von Berlin und Brandenburg müßten ein „Aufbruchsignal für die europäische Wirtschaftsregion Berlin-Brandenburg“ setzen. Nach dem Scheitern der Fusion seien Staatsverträge gefragt. Holger Wicht
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