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Im „befreiten Kongo“ erfolgt der Neubeginn am Nullpunkt

In Zaire verdrängt die jüngste Guerilla der Welt die Mobutu-Diktatur. Eine provisorische Regierung und Basiskomitees herrschen nun im Osten des Landes. Porträt einer Befreiungsbewegung, die ihren Weg sucht  ■ Von Dominic Johnson

„Willkommen!“ ruft der junge Grenzbeamte Jeff und grinst von einem Ohr zum anderen. „Sie sind jetzt im Paradies auf Erden!“ Und er sprudelt über mit guten Nachrichten: Die Leute sind glücklich, sie tanzen die ganze Nacht – eine neue Ära hat begonnen.

Früher, wenn man von Ruanda aus hinter Gisenyi die Grenze nach Goma überschritt, kam man nach Zaire, ins Reich von Mobutu. Heute befindet sich der Neuankömmling in Goma in einem neuen Staat: „Demokratische Republik Kongo“ steht auf dem Einreiseformular. Man kann auch „Ex-Zaire“ sagen. Gemeint ist der Teil des zairischen Staatsgebiets, den die Rebellenbewegung AFDL kontrolliert – die „Allianz Demokratischer Kräfte für die Befreiung von Kongo/Ex-Zaire“.

„Demokratische Republik Kongo“ hieß das Land, bevor Diktator Mobutu es 1971 umtaufte. Nun rollt die AFDL Mobutus Zaire mit Waffengewalt von Ost nach West zurück wie einen Teppich. Im „befreiten Kongo“ gelten Landesname, Nationalflagge und Nationalhymne aus den 60er Jahren – aus der Ära vor Mobutu. Keine Sezession, kein Zerfall – sondern, wie es in den Statuten der AFDL heißt: „Zerlegung der faschistischen Macht im Kongo und Aufbau eines wahrhaft demokratischen Systems“.

Seit Oktober, als die Rebellenarmee die zairischen Grenzstädte Uvira, Bukavu und Goma einnahm, sind die „befreiten Gebiete“ ständig gewachsen. Ein Drittel des Landes ist nun „Kongo/Ex-Zaire“. Mit dem Wandel der Herren verändert sich auch das Leben. Die alte zairische Armee war berüchtigt für Indisziplin und Brutalität. Kaum oder gar nicht bezahlt oder ernährt, glichen die Soldaten eher Wegelagerern als Militärs. Sie raubten Leute auf der Straße aus, verhafteten sie unter fadenscheinigsten Begründungen und plünderten ganze Ortschaften leer. Die neue Armee Kongos tut das alles nicht. „Die Leute haben die Armee der Allianz willkommen geheißen“, sagt Kalemba Tsongo, Exekutivsekretär des Regionalrates der regierungsunabhängigen Organisationen von Nord-Kivu. „Sie sind erleichtert, weil sie nicht mehr auf der Straße vom Militär belästigt werden.“

In ihrer provisorischen Hauptstadt Goma fühlen sich die neuen Herren sicher. Kaum ein Soldat ist zu sehen. Das Informationsministerium an der Hauptstraße, wichtigster Anlaufpunkt der neuen Regierung für die Bevölkerung, ist frei zugänglich. Die Minister und AFDL-Kader bewegen sich ohne aufdringliche Bodyguards, Autokolonnen, Protokoll oder Distanz.

Getanzt wird in den Straßen Gomas dennoch nicht. Frühmorgens herrscht geschäftiges Treiben, wenn Kinder und Jugendliche in die wieder offenen Schulen strömen. Ansonsten sind die großen Straßen staubig und leer, als wäre jeden Tag Sonntag. Die meisten Läden sind geschlossen – ihre Besitzer sind geflohen. Als der Krieg Goma erreichte, brachte sich die Hälfte der rund 300.000 Einwohner kurzfristig in Sicherheit – die Mobutu-lastige Elite stieg ins Flugzeug, die einfachen Bewohner gingen in den Busch. Noch sind nicht alle zurückgekehrt. „Nur die Kleinhändler sind wieder da“, sagt ein Hotelier. „Die Großen warten ab.“

Worauf? Einiges erklärt sich von selbst. Fließendes Wasser und Strom sind in Goma eine Seltenheit. Telekommunikation gibt es nicht. Die berühmten Satellitentelefone, die Zaire in Abwesenheit eines Telefonnetzes zusammenhalten, wurden von den neuen Machthabern beschlagnahmt – aus Sicherheitsgründen, um Kommunikation mit der zairischen Seite zu unterbinden. Da sitzt nun also zum Beispiel Santono Kayono Letisia, Regionalleiter der staatlichen Kaffeebehörde OZACAF, in seinem prächtigen Büro und antwortet auf die Frage, wie er denn mit dem Rest der Welt in Verbindung tritt: „Gar nicht.“ Das ist problematisch, denn am 15. März beginnt die Kaffee-Ernte, und der Ankauf muß koordiniert werden. Der Kaffeexport ist eine der wichtigsten Einnahmequellen der Region.

„Wir mußten wieder am Nullpunkt anfangen“, entschuldigt sich im Wirtschaftsministerium der „Demokratischen Republik Kongo“ Babi Mbaye, Berater des Ministers. Viele wichtige Leute seien fortgegangen, und die Hälfte der Zöllner habe man entlassen müssen, weil sie zu tief in die Korruption verstrickt waren. Ein Mitarbeiter einer zairischen Entwicklungsorganisation verweist auf die immensen Aufgaben, die auf die neuen Autoritäten zukommen: „Viele Leute sind noch auf der Flucht. Sie müssen in ihre Dörfer zurückkehren. Sie brauchen Lebensmittelhilfen. Es gibt viele Krankheiten. Mehrere Unternehmen arbeiten nicht. Die Bevölkerung ist verarmt.“

Wirtschaftsminister Mwanananga Mawapanga selber bemüht sich nach Kräften, gute Nachrichten zu verbreiten. Die Banken sind „theoretisch“ offen. Die Staatsbeamten „werden bezahlt werden“, wenn klar ist, wer sie alle sind. Der Handel, zum Beispiel mit den östlichen Nachbarn Ruanda und Uganda, soll dadurch angekurbelt werden, daß die Durchschnittszölle von 100 auf 30 Prozent gefallen sind. Über Dinge wie Straßenreinigung und Hygieneprogramme sagt der Minister: „Wir versuchen, uns für diese Aktivitäten zu interessieren.“ Das ist immerhin mehr, als man von der alten zairischen Regierung sagen kann.

Der junge Mawapanga kehrte erst am 18. Januar aus dem Exil in den USA in seine Heimat zurück. Über Nacht wurde aus dem US- ausgebildeten Ökonomen und Exilaktivisten ein Kabinettsminister. Leute wie ihn gibt es in Goma immer mehr. In der Hauptstadt der Rebellen treffen sich rückkehrende Exilanten aus Belgien und Deutschland. Aus Paris kam Anicet Kashamura, erster Informationsminister des 1961 ermordeten kongolesischen Nationalhelden Patrice Lumumba. Der Außenminister der AFDL, der 29jährige studierte Mediziner Bizima Karaha, lebte von 1992 bis Anfang 1997 in Südafrika. „In Südafrika habe ich gelernt, ein freier Mann zu sein“, sagt er.

Im Windschatten ihrer militärischen Erfolge ist die Rebellenbewegung dabei, sich eine zivile Haut zuzulegen: Seit Januar gibt es einen Exekutivrat mit sieben Ministern, genannt „Generalkommissare“ – eine Art provisorische Regierung. Sie führen die Staatsgeschäfte, so gut es geht – auch mit den früheren zairischen Beamten, soweit diese sich willig zeigen, ordentlich zu arbeiten. „Wir sind keine Repressionsbewegung, sondern eine Befreiungsbewegung“, sagt Mawapanga. „Wir werden dieses Land nicht aufbauen, indem wir eine Hexenjagd gegen die Mobutisten veranstalten. Das ist wie in Südafrika. Da hat man auch nicht die Weißen verjagt.“

Die ersten Schritte der neuen Regierenden wirken dennoch oft unbeholfen. Auf dem Tisch von Babi Mbaye liegt ein Brief des Wirtschaftsministers vom 10. Februar an den belgischen Generaldirektor der Kaffeefabrik ENRA im nordzairischen Beni – eines der größten Privatunternehmen im „befreiten Kongo“. „Wir haben die Ehre, Ihnen mitzuteilen, daß Ihr Kaffeelager im Rahmen der Beteiligung an den Kriegsanstrengungen beschlagnahmt wurde“, steht da. „Sie werden in US-Dollar entschädigt, wenn der Krieg vorbei ist.“

Die einfache Bevölkerung bekommt von den neuen Herren vor allem die sogenannten „Tchembe- Tchembe“ mit – Basiskomitees in jeder Straße, nach dem Modell Ugandas. Ihre Aktivisten dürfen Waffen tragen, sie wachen über das Kommen und Gehen, erteilen amtliche Papiere und achten auf die Sicherheit. „Die soziale Kontrolle ist dichter als früher“, meint ein Menschenrechtsaktivist. Menschenrechtsgruppen berichten von Entführungen und Geheimgefängnissen, in denen Leute zum Teil wochenlang in Isolationshaft gehalten werden. Der Menschenrechtsaktivist wiegelt aber seine Kritik gleich wieder ab: „Man muß realistisch sein. Wir befinden uns im Kriegszustand.“

Es gibt auch erste Hinweise auf den Nachkriegszustand. Die AFDL bietet der Bevölkerung zehntägige Schulungen an, auf denen Ideologie, Geschichte und der Aufbau von Basiskomitees gelehrt wird. Am Mittwoch vergangener Woche drängelten sich die Massen vor dem Informationsministerium, um sich für den am 10. März beginnenden dritten Kurs einzuschreiben. „Wir erwarten 3.000 Teilnehmer“, berichtet stolz der zuständige Kommissionsleiter José Kaganjwa.

Das Informationsministerium in Goma ist ein Hort der Sozialrevolution. Auf dem Tisch des Ministers liegt ein Heft mit Schriften des Nordkoreaners Kim Jong Il, das beim Eintreffen der ausländischen Journalisten hastig mit einer rosa Mappe verdeckt wird. Kommissionschef Kaganjwa wünscht sich eine „Umkehrung der Werte“, bei der die Menschen „gute Sitten“ lernen. „Die Zairer geben sich zufrieden mit Tanz und Musik, anstatt an konstruktive Dinge zu denken“, kritisiert er. Sein Demokratieverständnis beschreibt er so: „Das Volk kann gegen bestimmte Leute sein, aber nicht gegen den Weg.“

Doch ist die AFDL keineswegs eine totalitäre Organisation. Sie ist ein Bündnis zwischen unterschiedlichen Interessen. Speerspitze des bewaffneten Kampfes der AFDL waren und sind die zairischen Tutsi – die „Banyamulenge“ aus der Region Mulenge westlich von Bukavu und die „Banyamasisi“ aus der Region Masisi westlich von Goma. Die Banyamulenge traten im Sommer 1996 in den Aufstand, als die zairische Regierung ihnen die Staatsbürgerschaft aberkannte. Die Banyamasisi waren bereits in den letzten Jahren zu Zehntausenden nach Ruanda vertrieben worden – unter anderem von den 1994 in die Region eingerückten ruandischen Hutu-Milizen. Die ersten AFDL-Einheiten, die im Herbst 1996 Ostzaire besetzten, bestanden vor allem aus Tutsi. AFDL- Chef Laurent-Désiré Kabila selbst soll seit Sommer 1994 in Ruanda gelebt haben. Der alte Revolutionsführer, der schon in den 60er Jahren zusammen mit Anhängern Patrice Lumumbas und zeitweise auch mit Che Guevara ohne Erfolg gegen Mobutu kämpfte, stand mit dem Auftreten der AFDL plötzlich wieder auf wie ein Phönix aus der Asche.

Die AFDL entstand als Zweckbündnis aus dem politischen Prestige der Lumumba-Veteranen und der militärischen Kraft der Banyamulenge. Ein Banyamulenge- Funktionär erklärt: „1965 bis 1967 kämpfte Kabila bereits zusammen mit uns. Aber es gab Streit: Er wollte unser Vieh als Kriegsbeute. Also bekämpften wir ihn und verjagten ihn. Er war beinahe am Ende. Er verließ das Land. Als er hörte, daß die Banyamulenge Probleme hatten, willigte er ein, die Allianz zu führen, weil er um die Schlagkraft der Banyamulenge wußte. Er hatte seine Partei, wir hatten unsere, und so legten wir unsere Differenzen bei. Wir haben uns um einen gemeinsamen Feind geschart – Mobutu.“

Aber reicht ein gemeinsamer Feind aus, um eine gemeinsame Zukunft zu bauen? Innerhalb der AFDL ist das Gewicht der zairischen Tutsi deutlich spürbar. Drei der sieben Minister im Exekutivrat sind Banyamulenge, dazu Moise Nyarugabo, Kabinettschef von Kabila. Der Regionaldirektor für die Provinz Nord-Kivu, Déogratias Bughera, ist Banyamasisi, also ebenfalls Tutsi, und kraft seiner Funktion der faktische Militärchef der Provinz um Goma. Bughera ist zugleich Chef der „Demokratischen Volksallianz“ (ADP), die Partei der zairischen Tutsi, die mit der „Partei der Volksrevolution“ (PRP) von Kabila und zwei kleineren Gruppen formal die AFDL bildet.

Zwischen ADP und PRP sind zuweilen Differenzen sichtbar. Die Bürger hätten „das Recht, die Macht an einzelne zu übertragen, und das Recht, nein zu sagen“, beantwortet ADP-Chef Bughera die Frage nach seinem Demokratieverständnis und grenzt sich damit von Ideologen wie José Kaganjwa deutlich ab. „Man muß den bäuerlichen Massen begreiflich machen, daß sie an der Macht sind und daß es nicht sein muß, daß sich erneut ein einzelner durchsetzt wie es Mobutu getan hat.“ Es ist nicht weit hergeholt, darin einen Seitenhieb gegen Kabila zu sehen. Die genaue Rolle des 56jährigen Rebellenführers bleibt mysteriös. Man verehrt ihn als Präsidenten, aber sein Bild hängt in keinem AFDL-Büro. Niemand kritisiert ihn, aber es bezieht sich auch niemand auf ihn.

„Kabila wird von den Tutsi be- nutzt“, behauptet ein Kirchenmitarbeiter und äußert den Wunsch: „Die Allianz muß stark genug sein, um ein richtiges Gleichgewicht herzustellen – vor allem in der Armee.“ Die Tutsi-Soldaten sind die Elitetruppe der AFDL – erfahren, gelassen, völlig selbstbewußt und äußerst diszipliniert, ähnlich wie ihre Kollegen in Ruanda. An Straßensperren kommt von ihnen kein Wort, keine Geste zuviel. Es sind junge Rekruten anderer Ethnien, die in alter zairischer Manier an der Grenze Marktfrauen mit dem Gewehrkolben herumschubsen oder an Straßensperren den Preis einer Flasche Fanta verlangen.

Die vielen kleinen Konflikte um Land, Macht und Einfluß im Osten Zaires, die seit Jahren immer wieder zu Massakern und Vertreibungen führen, sind mit der Ankunft der neuen Herren keineswegs beigelegt worden, sondern haben eine neue Wendung erhalten. „Alle Hutu-Kriegsherren sind umgebracht worden“, meint ein Menschenrechtler. Aber er weist im Einklang mit allen anderen Gesprächspartnern die aus Frankreich kommenden Vorwürfe eines Völkermordes kategorisch zurück. „Ich sehe keine systematische Ausrottung einer Kategorie von Menschen. Für jeden, der die Diktatur erlitten hat, ist die Lage weitaus besser als vorher.“

Nicht besser ist die Lage für diejenigen, die selber Massenmorde auf dem Gewissen haben: Die ruandische Hutu-Miliz Interahamwe und die frühere ruandische Armee, die 1994 für den Völkermord an den ruandischen Tutsi verantwortlich waren und dann nach Zaire flohen. Die AFDL hat die ruandischen Lager allesamt aufgelöst und die meisten ihrer Bewohner zurückgeschickt – zuweilen gegen heftigen Widerstand der Milizen. Das UNHCR hat nach eigenen Angaben in den verlassenen Lagern um Goma 5.300 Leichen identifiziert – Opfer der Kämpfe im November 1996. Auch das ist jedoch weit entfernt von den Horrorzahlen Hunderttausender Toter, die derzeit in französischen Medien wie Libération verbreitet werden.

Die AFDL ist in Zusammenarbeit mit dem UNHCR dabei, jede Erinnerung an die Präsenz der Flüchtlinge auszulöschen. „Wir verbrennen alles, was von den Hütten bleibt“, sagt UNHCR-Feldkoordinator Filippo Grandi in Goma. Das von 1994 bis 1996 wie eine Kleinstadt pulsierende Lager Kibumba nördlich von Goma ist heute ein Ruinenfeld. Kilometerlang erstrecken sich Ansammlungen von geschwärzten Ziegelhäufchen, kaum einer höher als ein Meter. Dazwischen hängt noch immer zum Teil stechender Latrinengestank. Über Katale, noch weiter nördlich gelegen, steigen Rauchschwaden auf: „Die Allianz hat uns gesagt, wir sollen saubermachen“, erklärt ein Junge auf der Straße. Was sich noch an Flüchtlingen im Wald versteckt hält, wird regelmäßig an UNHCR-Sammelpunkten aufgelesen und über die nahe Grenze nach Ruanda gefahren.

In dem Gebiet des Virunga-Nationalparks nördlich von Goma, wo sich fruchtbare Savannen und dichte Wälder zwischen majestätischen Vulkanketten erstrecken, ist der Krieg noch frisch. Ein zerschossener französischer Panzer der früheren ruandischen Armee liegt auf der Straße, umgeben von Patronenhülsen. In den Wäldern lauern noch ruandische Milizionäre, sagt der Soldat Roger, der nach der Abenddämmerung im Dorf Kimandja den Durchgangsverkehr an der Weiterfahrt hindert: „Sie kennen weder Nacht noch Tag. Sie kommen aus dem Wald und verlangen Nahrung.“ Dann läßt er sich zum Bier einladen.

Der 22jährige Roger ist die Art von Soldat, die es in der AFDL offiziell gar nicht gibt. Englisch ist ihm vertrauter als Französisch, Soldat ist er seit dem Alter von 14. Wo er herkommt, sagt er nicht. Wo er nicht herkommt, verrät er, als er halb amüsiert und halb angeekelt den Tresenstreit um die Kneipenrechnung betrachtet: „Man müßte sie alle abknallen, diese Zairer.“ Später erweist sich, daß er aus Ruandas Hauptstadt Kigali stammt.

Daß Ruanda und Uganda mithalfen bei der Befreiung, wird auch von AFDL-Anhängern nicht bestritten. „Stellen Sie sich vor, ein Vater schließt seine Kinder im Haus ein und geht weg“, meint ein Jugendaktivist. „Nach vier Jahren brüllen die Kinder vor Hunger. Die Nachbarn brechen die Tür auf, befreien die Kinder und verhauen den Vater. Ist doch richtig so, oder?“ Der alte Lumumba-Minister Anicet Kashamura findet einen historischen Vergleich: „Hätte de Gaulle Frankreich befreien können, wenn die Alliierten nicht in der Normandie gelandet wären?“

Kabila als Zaires de Gaulle? Bis dahin ist es noch weit. Aber immerhin: An eine Rückkehr Mobutus in den „befreiten Kongo“ glaubt niemand. Zaire ist tot – jetzt beginnt die Arbeit. „Wir sagen den Leuten: Ihr habt alles kaputtgemacht, was ihr in den letzten fünfzig Jahren geleistet hat“, erklärt ADP-Chef Bughera. „Jetzt werdet ihr fünfzig Jahre brauchen, um es wiederaufzubauen.“

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