: Eierkuchen im Internet: Das Kindermuseum in Prenzelberg
Was Eltern oft in den Wahnsinn treibt, hat das Kinder- und Jugendmuseum in Prenzlauer Berg zu seinem Prinzip erhoben: die Welt so zu erklären, daß Kinder Spaß dabei haben. So geht das Kindermuseum vom Alltagsumfeld der Kinder im Kiez aus, um ihnen über Umwege von der Vergangenheit oder etwa den Eßgewohnheiten in Vietnam zu erzählen. Kindermuseen gab es in den USA schon vor hundert Jahren. Das in Prenzlauer Berg wurde 1992 gegründet, platzt aber schon jetzt aus allen Nähten und will demnächst umziehen.
Die gegenwärtige Ausstellung „Experimentierfeld Kindermuseum“ bringt gleich vier Aspekte unter einen Hut. Zum einen soll das Übermalen von Bildern ganz allgemein die Phantasie der Kinder anregen. Eine Ansicht des Fernsehturms am Alex haben sie bereits in einen Weihnachtsmann verwandelt, Einkommensteuerformulare mit Herzchen verziert und Landkarten mit Schiffen versehen (unser Bild). Ihre Werke können sie danach zusammen mit Bildern von Christo oder Arnulf Rainer bestaunen.
Außerdem sollen die Kinder für historische Prozesse sensibilisiert werden. In einem über siebzig Jahre alten Seifenladen können sie Seife selber herstellen und sie dann an die anderen Kinder verkaufen, etwa für „41 Mark“ pro Stück. Dabei lernen sie gleich, daß Einkaufen nicht immer so funktioniert wie bei drospa um die Ecke.
Zukunftsorientiert wiederum ist das Eingeben ihrer Lieblingsrezepte (Eierkuchen!) ins Internet, lernen die Kinder dabei doch gleich den zielgerichteten Umgang mit neuen Medien. Und der „Museumsschatz“ schließlich, bei dem die Kinder durch Tasten erraten müssen, was für ein Ding sie in den Händen halten, soll die erfreulich nervige Neugierde und den Forschungsdrang der Kinder verstärken. Ein Museum wie „Die Sendung mit der Maus“, bloß besser, weil zum Mitmachen (bis 27. Juni, Di.–Fr. 15–18 Uhr, Schulklassen nach Anmeldung. Schivelbeiner Str. 45, 4447326) Ania Mauruschat
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