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007 in Fuhlsbüttel

Oh! Dieser Pierce Brosnan! Direkt von den Dreharbeiten zum neuesten James-Bond-Film berichtet  ■ Judith Weber

Der Plan für den Ernstfall ist klar: „Wenn die Massen kommen, muß eben der gesamte Terminal geräumt werden“, verkündete Flughafen-Pressechef Clemens Finkbeiner. Der Presse riet er zum plakativen Ausweistragen, „sonst müssen Sie im Zweifel mit raus“. Raus – das wäre die Höchststrafe, Pierce-Brosnan-Entzug sofort.

Bloß das nicht. Her mit dem Ausweis, und her mit dem Agenten made in Hollywood. Damit der Star vor laufender Kamera in Ruhe eine Zeitung kaufen und ein Auto mieten konnte, wurden gestern Teile des Terminals Vier abgesperrt. Fuhlsbüttel goes Hollywood – „Tomorrow never dies“soll der Film heißen, Kinostart zu Weihnachten. Unwillkürlich wurden Ellenbogen abgewinkelt, auf daß die Masse der Fans einen nicht abdränge. Schließlich geht es nicht um Dreharbeiten für eine piefige Vorabendserie, von denen jährlich 60-80 auf dem Flughafen gespielt werden, sondern um Brosnan. Pierce Brosnan.

Doch der ist lange nicht zu sehen, und auch die angekündigten Groupie-Mengen fehlen. Enttäuschung. Statt dessen übt ein Dutzend Statisten, wie man sich filmwirksam einem Schließfach nähert. „Wenn ich ,Backgroundaction' sage, gehen Sie los“, schärft ihnen ein Kamera-Assi ein. Sechs Fönfrisuren nicken. Ihre Besitzer machen sich mit Aktenkoffer und Hutschachtel auf den Weg zur Action. Hin zum Schließfach, umdrehen und Retour. Und noch einmal von vorn das ganze. Zehnmal wird wiederholt, dann entgleisen einem Komparsen die Gesichtszüge. „Die kommen hier doch eh' nicht durch mit der Kamera“, pöbelt er. „Uns sieht man doch gar nicht!“

Recht hat der Mann. Trotzdem latscht er erneut in Richtung Schalter. Dort trifft er auf einen echten Fluggast ohne Respekt vor der Filmkunst. „Haben Sie das hier gemietet, oder was?“herrscht der Skiurlauber. Doch Protest ist zwecklos. Schließlich geht es um Wichtigeres: um Geheimagenten. Und die kommen über Rolltreppen, meint eine Handvoll Brosnan-Groupies, die sich doch noch eingefunden hat. Direkt vor einer dieser Treppen haben sie sich postiert, ausgerüstet mit Edding und Autogrammkarte. Keine zwanzig Minuten später flitzen die Mädchen aufgeschreckt quer durch die Schalterhalle – an deren Ende läßt sich Pierce Brosnan gerade den Kragen zurechtzupfen. Denn Agenten mögen zwar Rolltreppen, aber eben nur unbewachte.

Den Fans ist das egal: Hauptsache, er ist endlich da. Kamelhaarbemantelt steht Pierce Brosnan am Schalter und mietet im Laufe des Tages unzählige Male ein Auto, gefilmt aus verschiedenen Kameraeinstellungen. An den Bistro-Tischen mit Setblick verstummen die Gespräche. „Verdammt gut“sieht dieser Mann aus, findet Christina Schulz. Sie ist extra aus Itzehoe angereist, nur um einen Blick auf den Star zu werfen. Der strahlt die Hamburgerin Antje Schmidt an, die in dem Film eine Autovermieterin spielt. Kauft eine Zeitung. Mietet noch ein Auto. Und endlich darf gerempelt werden – wenn schon nicht mit Groupies, dann wenigstens mit anderen Journalisten um das beste Foto.

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